Duftogramm

Mark Buxton ist die Nase des Labels Verdúu. Warum er bei seinen Parfümkreationen jetzt statt auf Masse auf Nische setzt, erklärt er im Interview

Es riecht nach Lavendel, nach frischem Ingwer und blumiger Magnolie – hier nach würzigem Kardamom, da nach herbem Koriander. Düfte, die uns vielleicht an den letzten Urlaub oder ein gutes Essen erinnern, kommen bei Verdúu nicht in die Tüte, sondern in einen Flacon. Und schon der erste Atemzug macht klar: jede Parfümkomposition ist ungewohnt anders!

Von Berlin aus und seit 2015 bringt das Label neuen Wind in die Branche und das, statt mit Versionen von Versionen, mit einer handfesten Vision. Die lautet: jungen Designern einen eigenen Duft zu ermöglichen. Die Nase hinter dem Ganzen ist Mark Buxton, der statt für große Häuser wie Comme Des Garçons, Givenchy oder Burberry, nun die Ideen der jungen Designer Hien Le, Götze, Micheal Sonntag und des Briten Christopher Shannon in eine Formel übersetzt. Wie genau er das macht und warum die wichtigste Zutat für einen Duft vor allem Freiheit ist, verrät er im Interview:

Deine Kreationen verbinden Duft und Mode, was haben die beiden gemeinsam?
In den letzten Jahren ist Parfüm zu einem Accessoire geworden. Der Markt verändert sich schnell, es existiert eine Vielzahl verschiedener Düfte. Die sind wiederum zur Gewohnheit geworden, man besitzt mehrere, wechselt sie permanent. Wie in der Mode auch: One Year In – One Year Out.

Wenn Du ein Parfüm für einen Designer wie Hien Le, Götze oder Michael Sonntag kreierst, wie übersetzt Du eine Idee, den Charakter und die Vision in einen einzigen Duft?
Ich treffe die Designer und höre mir an, was sie mögen und was nicht. Am Ende des Tages habe ich eine lange Liste voll mit Zutaten, die ich dann zusammensetze. Es ist ein bisschen wie ein Puzzle, ein gutes Gefühl verrät mir, wenn ich die richtige Formel gefunden habe.

Die Verdúu Düfte von Götze, Christopher Shannon, Hien Le und Michael Sonntag

Viele der Verdúu-Inhaltstoffe sind bekannt, andere eher sehr ungewöhnlich. Welche Freiheit bedeutet das Label für dich?
Sobald alle Informationen der Designer gesammelt sind, habe ich kreativen Freiraum von beiden Seiten. Verdúu vertraut meiner Arbeit und es existiert kein vorgegebenes Budget. Das ist ein Teil unserer Philosophie – wir suchen seltene und edle Rohmaterialien und die haben eben ihren Preis.

Jedes Jahr erscheinen so viele neue Parfüms, gefühlt riecht man trotzdem immer dieselben. Warum?
Wenn man die erfolgreichsten Düfte betrachtet, gibt es die meisten schon seit Jahren. Das liegt vor allem daran, dass sie in einem Jahrzehnt kreiert wurden, in der nicht 1000 weitere Parfüms im Jahr gelauncht wurden. Die Düfte sind exklusiver, haben eine höhere Qualität und sie sind Originale. Heute kopiert sich der Markt oft selbst, sobald eine Komposition zum Erfolg wird. Kleine Marken müssen viel Geld investieren, um aufzufallen und verschwinden schnell wieder.

Gibt es überhaupt noch Mut für Innovation?
Ja, im Nischenbereich. Hier sieht alles ein bisschen anders aus, denn es gibt noch Platz für Experimente und damit auch Raum für Innovationen. Alles was man braucht ist Freiheit und die ist heute nur schwer zu finden.

Wenn Du eine Sache in der Parfüm-Welt ändern könntest – was wäre das?
Vor sieben und nach 25 Jahren in einem Unternehmen, habe ich mich entschieden, als unabhängiger Parfümeur weiter zu machen – es war die beste Entscheidung meines Lebens. Freiheit, Kreativität und mit begeisterten Menschen zu arbeiten, ist unbezahlbar. Also möchte ich auf der einen Seite gar nichts verändern. Auf der anderen, denke ich, dass ich es mit jedem meiner Düfte doch ein bisschen tue.

[Text]
Julia Rau
August 3, 2017
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