Einer wie keiner

Vom Blumen binden bis zum Stoffe drapieren: Die Dokumentation Dries zeigt das leidenschaftliche Leben des Designers Dries van Noten

Besonnen wandelt der belgische Designer Dries van Noten durch seinen Garten: So üppig, so elegant, detailreich, so aufgeräumt und trotzdem wild. Seine parkgleiche Anlage ist im Grunde wie seine Mode: Liebevoll angelegt, ultra ästhetisch und trotzdem echt. Ab dem 29.6. läuft der Dokumentarfilm „Dries“ im Kino – man ist dabei, wie der Designer Shows plant, sich in Fabrikhallen Konfettiregen wünscht, wie er Bouquets im Garten pflückt und damit sein Haus dekoriert, wie er Pailletten und Leopardenstoffen an Models drapiert oder wie er über die minutiös geplanten Urlaube mit seinem langjährigen Partner Patrick Vangheluwe spricht.

Dries van Noten drängt sich nicht laut in den Vordergrund, wirkt vornehm und zurückhaltend, aber klar in seiner Vision. Seit den 80er Jahren entwickelt er sein Bild von Mode, den ersten großen Erfolg feierte er in den 90er Jahre. „Mode – Eigentlich muss dafür ein neues Wort erfunden werden“, sagt er am Anfang des Filmes. Denn was er nicht schaffen möchte: Kurzlebige Klamotten, die ihr Persönlichkeit des Trägers überschatten. Echtheit, Realität, Ästhetik – und Brüche – sind ihm wichtig.

In dem Film findet deshalb nicht nur Dries Platz, sondern auch die Produktion seiner Kleidungsstücke. Von Stickereien in Indien, mit denen er bereits Jahrzehnte arbeitet bis zur Stoff-Druckerei. Der Designern und sein Team prüfen jedes Detail. Dabei spürt man nicht nur die Leidenschaft, die er in jede seiner Tätigkeiten steckt – vom Blumen binden bis zum kochen – sondern auch den Druck. Den gibt es sich vor allem selber, von einem Großkonzern hat er sich nicht kaufen lassen. Anders als viele andere, große Designer.
In einer Welt, in der das Ego gefeiert wird und die meiste Mühe in Selbstdarstellung fließt, wirkt ein Designer wie Dries, der das Augenmerk auf sein Werk legt, wertvoll. Nach dem Film möchte man mit ihm am liebsten durch den Garten spazieren und an den Wildrosen riechen. Das Smartphone würde man gar nicht mitnehmen müssen, den Eindruck, den er hinterlässt, kann kein Selfie einfangen.

„Dries“, ab dem 29.6. im Kino.

[Text]
Laura Dunkelmann
Mai 27, 2017
Archiv
Impressum / Imprint
Datenschutz / Privacy Policy
Cookie Check