Verborgene Wirklichkeiten: „Rendezvous der Träume – Surrealismus und deutsche Romantik” in der Hamburger Kunsthalle

René Magritte (1898–1967) Die Zukunft der Statuen (L’avenir des statues), 1932 Öl auf Gipsguss (Totenmaske Napoleons), 33,5 x 16,5 x 19 cm Lehmbruck Museum, Duisburg © Lehmbruck Museum, Duisburg / © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 Foto: Bernd Kirtz

Vor genau 100 Jahren legt André Breton mit seinem „Manifeste du Surréalisme“ den Grundstein für die einflussreichste Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts: Der Surrealismus überschreitet Genres und Mediengrenzen und bezieht sich dabei immer wieder auch auf die deutsche Romantik. Breton etwa greift die romantische Idee auf, dass Poesie neue Wirklichkeiten erschließen kann, wie bei Novalis, dessen magische Weltbilder den Surrealismus vorwegnehmen.

Man Ray (1890–1976) Sternwartenzeit – Die Liebenden (À l'heure de l'observatoire – Les Amoureux), 1970 Lithografie, 68 x 104 cm Clo and Marcel Fleiss Collection, Courtesy Galerie 1900–2000, Paris © Courtesy Galerie 1900–2000, Paris © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Beide Bewegungen stellen die geltende Realität und ihre moralischen Konventionen infrage, die bürgerliche Vernunft und den Status quo. Sie sind Widerstände gegen die selbst gesetzten Grenzen des Menschen und besonders das für die deutsche Romantik typische Interesse am Traum, Übersinnlichen, Unheimlichen, Unerklärlichen geht Hand in Hand mit dem Surrealismus in verborgene Wirklichkeiten jenseits des Rationalen.

Genau diese Verbindung steht im Zentrum der Ausstellung „Rendezvous der Träume – Surrealismus und deutsche Romantik“ in der Hamburger Kunsthalle. Auf 2.000 Quadratmetern zeigen über 300 Werke in 15 Kapiteln, wie eng beide Strömungen miteinander verknüpft sind

Max Ernst (1891–1976) Der Hausengel (Der Triumph des Surrealismus) (L'ange du foyer (Le triomphe du surréalisme)), 1937 Öl auf Leinwand, 114,2 x 146,5 cm, Collection Hersaint © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Vincent Everarts Photography Brussels

Die Widerstandsgedanken des Surrealismus und der deutschen Romantik, konkreter die Ablehnung der reinen Vernunft und der Glaube daran, dass Kunst mehr ist als Dekoration, nämlich ein Weg zur Wahrheit, ist ganz in unserem Sinne. Aus queerer Perspektive greifen wir immer wieder nach dem Surrealen. Nicht als Eskapismus, sondern als Gegenbild, zweite Wirklichkeit, als bewusste Revolte zur Realität. Unsere Utopie? Eine neue, schöne Welt, in der das Unmögliche möglich wird und das Sur-Reale Ausdruck von Freiheit ist.

Salvador Dalí (1904–1989) Weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen (Vorahnung des Bürger-kriegs) (Soft Construction with Boiled Beans (Premonition of Civil War)), 1936 Öl auf Leinwand, 99 x 100 cm Philadelphia Museum of Art: The Louise and Walter Arensberg Collection, 1950 © Courtesy of the Philadelphia Museum of Art / Salvador Dali, Gala- Salvador Dali Foundation © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

„Rendezvous der Träume – Surrealismus und deutsche Romantik” ist vom 13. Juni bis zum 12. Oktober 2025 in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.

[Text: ]
Fabian Hart
[Fotos: ]
© VG Bild-Kunst via Hamburgerkunsthalle
Juni 13, 2025
Archiv
Impressum / Imprint
Datenschutz / Privacy Policy
AGB / Terms of Use
Cookie Check