ADDISON RAE:

Aus TikTok-Phänomen wird Pop-Superstar. Gibt es schon einen spezifischen Rae-Look?

TUSH war beim Addison-Rae-Konzert in Berlin und hat die „Addisonators“ dokumentiert

Photo by Miriam Marlene

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Mikro-Shorts, Glitzer-Lidschatten und Polka-Dots: Addison Rae hat nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihren Stil neu erfunden. Aus dem verspielten TikTok-Girl ist ein selbstbestimmter Popstar geworden. Statt süßer Clips inszeniert sie sich nun als Pop-Girl einer neuen Generation in einer Ästhetik, in der Y2K-Elemente auf Old-Hollywood-Glamour treffen, inspiriert von Ikonen wie Britney Spears, Madonna und Marilyn Monroe. Ihre Fangemeinde wächst rasant: Bei Taylor Swift sind es die „Swifties“, bei Addison die „Addisonators“. TUSH Creative Director Emrah Seçkin und Fotografin Miriam Marlene haben sich Addison Raes Konzert in Berlin angesehen und genau beobachtet, ob und wie sich ihr Stil inzwischen auch in ihrer Community widerspiegelt.

Addisons neuer Glamour-Look ist das Ergebnis eines klaren Wandels. 2019 tauchen ihre ersten TikTok-Clips auf. Sie präsentiert sich dort als das Mädchen von nebenan: tanzend und gut gelaunt. Sie verkörpert ein Bild jugendlicher, fast naiver Weiblichkeit, stark an den gängigen Social-Media-Codes orientiert. Addisons Erfolg basiert in dieser Phase vor allem auf Reichweite und Sichtbarkeit, weniger auf künstlerischer Eigenständigkeit.

Photo by Miriam Marlene

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2021 folgt dann der entscheidende Bruch: Addison orientiert sich zunehmend in Richtung Musik und Pop. Sie veröffentlicht Videos mit ausgefeilten Choreografien und landet mit ihrem Song „Diet Pepsi“ einen Hit, der ihr endgültig die Türen ins Pop-Business öffnet. Seither inszeniert sie sich nicht mehr als nahbares Social-Media-Girl, sondern als Künstlerin, die ihr Image bewusst steuert. Addison Raes Imagewechsel ist strategisch und sorgfältig kuratiert: Aus der TikTok-Starphase hat sie sich zu einer Popkünstlerin entwickelt, die konsequent die IT-Girl-Ästhetik lebt. Mit ihrem Debütalbum „Addison“ und Songs wie „Diet Pepsi“ verkörpert sie Unschuld und Romantik, gleichzeitig sind ihre Texte und einzelne Aspekte ihres Stils zerzaust, chaotisch, scheinbar ungeplant, aus dem Bett gefallen. Ihre Zusammenarbeit mit Charli XCX untermauert ihre Glaubwürdigkeit – und zeigt, wie präzise und bewusst ihr Rebranding geplant ist und auch angenommen wird.

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Addisons neuer Style kombiniert Glitzer, Korsagen, Prints und glamouröses Make-up, ein Look, der verspielt-sexy und unverkennbar Pop ist. Auch Addisons Songtexte sind autonom und zwanglos. Zeilen wie „My ass looks good in these ripped blue jeans“ oder „My cheeks are red like cherries in the spring“ zeigen, dass sie sich als begehrenswert sieht, sich ihrer eigenen Verführungskunst bewusst ist. Damit bricht sie bewusst mit der passiven Weiblichkeit ihrer Anfangszeit und vermittelt ein Frauenbild, das ihre eigene Weiblichkeit aktiv definiert und lebt. Heute verkörpert Addison also das Bild einer Gen-Z-Ikone, die ihre Ästhetik wie auch ihre Karriere eigenständig formt. Trotz des Rebrandings bleibt ein Aspekt aus Addisons Anfangszeit bestehen: Unschuld ist nach wie vor ein Look, den sie für sich nutzt – sei es durch verspielte Details, helle Farbpaletten oder eine mädchenhafte Note in ihren Performances.

Online kursieren bereits zahlreiche Styleguides für ihre Konzerte: von 2000er-Essentials wie Kitten Heels, Capris und Low-Waist-Jeans bis hin zu Klassikern wie Perlenketten, Streifenmustern und Polka Dots. Während sich Taylors Swifties längst nach den Ästhetiken der jeweiligen Alben kleiden, lässt sich bei den Addisonators ein solch klares Markenzeichen noch nicht ausmachen. Eine Ausnahme bildet Addisons Song „Aquamarine“: Viele Fans griffen den Track mit Mermaid-Glamour, Muschel-Accessoires und schimmernden Blau- und Türkistönen auf – ein visueller Beweis dafür, dass ihre Community beginnt, eigene Dresscodes rund um die Musik zu entwickeln. Doch gibt es also schon den „typischen Addison-Rae-Look“ unter den Fans? Oder befindet sich ihre Community aufgrund des frischen Rebrandings noch in einer Phase der Orientierung?

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Vor Ort können wir vor allem eines beobachten: Addisons Fans brennen für sie! Die Schlange für den Early Entrance ist lang, es gibt selbstgemachtes Merch und Textsicherheit ist vorausgesetzt. Sogar bei den ersten Gehversuchen der Popsängerin, ihrer Debütsingle „Obsessed“, singen alle mit. Bei ihren Looks haben sich Addisons Fans auch mehr als nur ein bisschen Mühe gegeben. Alle Merkmale von Addisons Rebranding haben ihre Fans aufgesogen und mit allen Mitteln umgesetzt: viel Glitzer, bauchfreie Tops, Prints, Low-Waist-Jeans und glamouröses Make-up sind allgegenwärtig. Selbst Accessoires wie Haarspangen und Perlenketten spiegeln die Bühnenästhetik wider. Ein besonderer Moment des Abends: Bei dem Song „Money Is Everything“ regnet es Dollarscheine, bedruckt mit Addisons Gesicht.

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Addison Rae hat mit ihrem Imagewechsel nicht nur ihr eigenes Bild transformiert, sondern ihre Fanbase aktiv mitgezogen. Die Addisonators adaptieren ihren Look, ihre Energie und ihren Stil, um die Popdiva live zu feiern. Damit zeigt sich: Ihr Erfolg basiert nicht nur auf viraler Präsenz, sondern auf einer klaren, konsistenten Ästhetik, die Fans inspiriert und auch vor Ort verbindet. Doch warum funktioniert Addison gerade so gut? Weil sie das Jetzt mit dem Vergangenen verschmelzen lässt. Ihre Ästhetik greift das Nostalgische auf: Y2K, Old Hollywood, der Britney-Mythos – und verpackt es in eine zeitgemäße Pop-Persona. In einer Gegenwart, die von Unsicherheiten geprägt ist, bietet Addison eine Projektionsfläche, die uns an scheinbar unbeschwertere Zeiten erinnert. Ihr Glamour ist Eskapismus und Sehnsucht nach dem Bewährten, ihr Soundtrack ein Versprechen von Leichtigkeit. Genau deshalb trifft sie den Nerv ihrer Generation. Und vielleicht auch den unserer Sehnsucht. Addison ist heute eine Künstlerin, deren Einfluss weit über die Bühne hinausreicht. Ein Popstar, der sein Image, seine Musik und seine Community mit einem Gespür für Popgeschichte formt – und ihrer Zukunft buchstäblich eine neue Stimme verleiht.

Photo by Miriam Marlene

TEXT: MAVIE SELLERE
FOTOS: MIRIAM MARLENE
REALISATION: EMRAH SEÇKIN

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