TUSH: In einer Welt, die von Bildern und bewegten Visuals übersättigt ist, wie gelingt es dir, dich beim Kreieren eines Duftes auf ein Handwerk zu konzentrieren, das eine völlig andere, subtilere Sensibilität erfordert?
Mona Kattan: Jede Branche ist gesättigt und wettbewerbsintensiv, besonders durch Social Media. Aber das hat mich nie abgehalten. Düfte sind zutiefst emotional, und jedes Parfüm, das wir kreieren, stiftet einen inhaltlichen Sinn und weckt eine emotionale Verbindung. Wir launchen nicht einfach nur so, wir sind von Anfang an glaubwürdig. Wie damals, als wir ungewöhnlich süße Düfte entwickelt haben, lange bevor Gourmand populär wurde. Auch wenn wir dafür kritisiert wurden, sind wir unserem Weg treu geblieben. Es hat Zeit gebraucht, doch Authentizität und Geduld haben sich ausgezahlt. Wenn man echt bleibt, verbinden sich die Menschen mit der Arbeit.
Wenn du einen Duft wie „Milky Musk Oud“ oder „Chocolate Oud“ entwickelst, wie beginnt dein kreativer Prozess?
„Chocolate Oud“ heißt wegen meines Mannes so, mein Spitzname für ihn ist tatsächlich „Hot Chocolate“. Der Duft balanciert Schokoladennoten mit Oud, Karamellapfel und Gewürzrum. Er ist einer meiner Favoriten geworden, er erinnert mich total an ihn. Es war ein Hin und Her mit unseren Parfümeuren: Wir haben Must-have-Zutaten vorgegeben, sie haben experimentiert, und gemeinsam haben wir so lange verfeinert, bis wir zu einer perfekten Komposition fanden, auf die wir nicht mehr verzichten konnten. Für diesen Duft brauchten wir 11 Anpassungen, „Milky Musk Oud“ hingegen durchlief 30. Vieles kommt von unseren Ideen und unserer eigenen Kreativität, aber auch von unseren Konsumenten, die unsere Marke stark geprägt haben. Mit unserer Chefparfümeurin Gabriela Chelariu haben wir zudem einen Signature-Akkord entwickelt, der Kayali definiert. Eine perfekte Formel gibt es nicht, es ist ein Zusammenspiel aus Trial, Error und Intuition, bis ein Duft unverzichtbar wirkt.