Gourmand & Gefühl: Mona Kattan und die Parfümwelten von Kayali

INTERVIEW Nosa Imafidon

Mona Kattan mit „Oudgasm“-Duft „Chocolate Oud“

Mona Kattan kennt die Schönheitsindustrie wie kaum eine andere. Als Gründerin von Kayali hat sie Parfüm als eine Form des Storytellings neu definiert: persönlich, emotional und kompromisslos transparent. Statt Geheimniskrämerei setzt sie auf Offenheit: Jede Zutat, jede Duftnote ist sichtbar benannt und erklärt.

Der Name „Kayali“ leitet sich vom arabischen Wort Khayāli (خيالي) ab, was „Fantasie“ bedeutet, und jedes Parfüm ist eine Welt für sich, die nicht nur, aber oft in komplexen Gourmand-Düften erzählt wird, wie etwa bei den neuesten Kreationen der „Oudgasm“-Düfte „Chocolate Oud“ und „Milky Musk Oud“. Im Gespräch mit TUSH Beauty Editor Nosa Imafidon erklärt die in Dubai lebende Mona Kattan, warum Glaubwürdigkeit ihr größter Antrieb ist, wie die neuen Parfüms von Kayali entstanden sind und weshalb ein Duft zwei Facetten von Selbstbewusstsein verkörpern kann.

Die neusten Gourmand-Düfte „Milky Musk Oud“ und „Chocolate Oud“ von Kayali

TUSH: In einer Welt, die von Bildern und bewegten Visuals übersättigt ist, wie gelingt es dir, dich beim Kreieren eines Duftes auf ein Handwerk zu konzentrieren, das eine völlig andere, subtilere Sensibilität erfordert?

Mona Kattan: Jede Branche ist gesättigt und wettbewerbsintensiv, besonders durch Social Media. Aber das hat mich nie abgehalten. Düfte sind zutiefst emotional, und jedes Parfüm, das wir kreieren, stiftet einen inhaltlichen Sinn und weckt eine emotionale Verbindung. Wir launchen nicht einfach nur so, wir sind von Anfang an glaubwürdig. Wie damals, als wir ungewöhnlich süße Düfte entwickelt haben, lange bevor Gourmand populär wurde. Auch wenn wir dafür kritisiert wurden, sind wir unserem Weg treu geblieben. Es hat Zeit gebraucht, doch Authentizität und Geduld haben sich ausgezahlt. Wenn man echt bleibt, verbinden sich die Menschen mit der Arbeit.

Wenn du einen Duft wie „Milky Musk Oud“ oder „Chocolate Oud“ entwickelst, wie beginnt dein kreativer Prozess?

„Chocolate Oud“ heißt wegen meines Mannes so, mein Spitzname für ihn ist tatsächlich „Hot Chocolate“. Der Duft balanciert Schokoladennoten mit Oud, Karamellapfel und Gewürzrum. Er ist einer meiner Favoriten geworden, er erinnert mich total an ihn. Es war ein Hin und Her mit unseren Parfümeuren: Wir haben Must-have-Zutaten vorgegeben, sie haben experimentiert, und gemeinsam haben wir so lange verfeinert, bis wir zu einer perfekten Komposition fanden, auf die wir nicht mehr verzichten konnten. Für diesen Duft brauchten wir 11 Anpassungen, „Milky Musk Oud“ hingegen durchlief 30. Vieles kommt von unseren Ideen und unserer eigenen Kreativität, aber auch von unseren Konsumenten, die unsere Marke stark geprägt haben. Mit unserer Chefparfümeurin Gabriela Chelariu haben wir zudem einen Signature-Akkord entwickelt, der Kayali definiert. Eine perfekte Formel gibt es nicht, es ist ein Zusammenspiel aus Trial, Error und Intuition, bis ein Duft unverzichtbar wirkt.

Parfüm wird oft als unsichtbare Kunst bezeichnet. Wie gelingt dir die Balance zwischen einem Duft, der kommerzielle Aspekte verkörpert und gleichzeitig Nische und mutig bleibt?

Es stimmt: Parfüm über Social Media zu verkaufen, ist eine Herausforderung, weil Duft so individuell wahrgenommen wird. Was mich sexy fühlen lässt, kann bei jemand anderem eher entspannend wirken. Deshalb setzen wir auf Emotionen, Storytelling und Information. Das unterscheidet Kayali: Ich wollte Düfte leicht verständlich machen. Als Konsumentin war ich lange frustriert, dass die meisten Marken ihre Inhaltsstoffe geheim hielten. Wir machen das Gegenteil: Jede Zutat listen wir online. Auf dem Flakon und der Verpackung nennen wir sechs Key Notes plus eine Hero Note. So weiß man sofort, was man riecht. Dieses Know-how lässt Konsumenten erkennen, was sie mögen und was nicht und so können sie gezielter einkaufen. Für uns soll Duft Spaß machen, nicht verwirren. So kann sich die Zielgruppe wirklich mit ihm verbinden.

Du setzt damit einen hohen Standard bezüglich Transparenz.

Ich sehe keinen Grund, Dinge geheim zu halten. Wenn jemand ein Parfüm kopieren will, wird er einen Weg finden. Aber für Konsumentinnen ist das etwas anderes: Sie haben das Recht, zu wissen, was sie vor sich haben und was sie da riechen. Wenn man eine Zutat nicht mag, sollte man sie erkennen können, um Enttäuschungen zu vermeiden. Diese Transparenz macht ihre Erfahrung angenehmer und persönlicher.

Mona Kattan mit „Oudgasm“-Duft „Milky Musk Oud“

Wenn deine neuen Düfte eine Person wären, wie würdest du ihre Persönlichkeit beschreiben?

„Chocolate Oud“ hat für mich eine sehr laute, kraftvolle Persönlichkeit: charismatisch, sexy, raumfüllend. Es verlangt nach Aufmerksamkeit. „Milky Musk Oud“ ist das Gegenteil: stille Stärke, zurückhaltend, aber dennoch kraftvoll. Beide sind starke Düfte, nur in unterschiedlichen Stimmungen. „Chocolate Oud“ ruft: „Schau mich an!“, während „Milky Musk Oud“ mit leiser Kraft spricht. Für mich sind es zwei Seiten von Selbstbewusstsein: das Extrovertierte und das Intime, nach innen gerichtet.

Was ist deine allererste Dufterinnerung?

Es ist schwer, sich auf eine festzulegen, aber ich würde sagen: der Geruch von Geburtstagskuchen und Kerzen, der Moment, wenn man sie ausbläst und sich etwas wünscht. Als Kind hat sich dieser Duft von Vanillekuchen und Rauch in mein Gedächtnis eingebrannt, und er macht mich bis heute glücklich.

Danke, Mona, für dein Duft-Storytelling!

Danke dir. Die Parfümbranche wandelt sich derzeit stark: mehr Transparenz, mehr Information und Hintergründe. Wir freuen uns, Teil dieser Entwicklung zu sein.

TUSH Beauty Editor Nosa Imafidon mit Kayali Gründerin Mona Kattan

EDITOR: NOSA IMAFIDON
PHOTOS: PR
SEPTEMBER 10, 2025

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