Es war laut, es war technisch, es war Fashion: Es war FABRIC

Hamburgs Future Fashion Lab feiert seine erste Show nachhaltig, lokal und experimentell

Foto by KAPTURING

Als sich am 19. September die Lichter in der Galleria Passage dimmten, verwandelte sich die Hamburger Innenstadt in den Schauplatz der ersten Fashion Show des FABRIC – Future Fashion Lab. Gezeigt wurden nachhaltige Textilien, die mehr erzählen als bloße Trends. Schon beim Betreten des Raumes war spürbar: Hier geht es nicht um schnelle Effekte, sondern um ein Statement. Mode als Zukunftsvision, als kollektiver Akt. Unser Editor-at-Large Fabian Hart, der an einem der Kleidungsstücke beteiligt war, und die TUSH-Redaktion verfolgten die Premiere live vor Ort.

Fotos by Charlotte Ha

Das FABRIC – Future Fashion Lab, eröffnet im Mai 2024, ist kein klassisches Modehaus, sondern Labor, Werkstatt, Showroom und Community-Plattform zugleich. Hier wird Mode neu gedacht: lokal produziert, nachhaltig entwickelt, technologisch experimentell. Fünf Hamburger Designer*innen – Jochen Ambacher, Masoumeh Shariatnaseri, Nicole Kiersz, Mone Unmüßig und Simone Ball – vereinten für die Show ihre unterschiedlichen Handschriften in bestickten Hemden, wandelbaren Kleidern und Strickstücken aus überschüssigen Materialien, Second-Hand-Stoffen und innovativen Textilien.

Die Show selbst wurde nicht von Models eröffnet, sondern – passend zum FABRIC – von zwei Roboterhunden. Bei den Zuschauern löste das gemischte Gefühle aus: Überraschung und Neugier, Freude und ein Hauch Unwohlsein. Besonders skurril wirkte es, die geschmeidigen Bewegungen der Hunde an einer fremden Maschine so real zu sehen. Musikalisch und performativ begleitet wurde die Show von Julianna Schreyer, bekannt als Voiceactivator, Sängerin und Stimmtrainerin. Mit Gesang und Atemübungen verlieh sie der Veranstaltung eine interdisziplinäre, leicht bizarre Atmosphäre, in der Mode, Kunst und körperliche Präsenz auf besondere Weise zusammenkamen. Beim Abgang der Roboterhunde war fast ein kollektives Aufatmen zu spüren, Fortschritt kann auch etwas bedrückend sein.

Foto by Charlotte Ha

Die folgenden Looks waren alle einzigartig: Bestickte Hemden wurden zu textilen Manifesten, Kleider spielten mit Layering, offenen Strukturen und modularen Elementen. Viele Entwürfe entstanden aus Second-Hand-Textilien, Reststoffen oder neuartigen Materialien und verbanden Handwerk mit moderner Technologie. Farblich blieb die Kollektion zurückhaltend in Natur- und Grautönen, mit vereinzelten Looks in kräftigem Orange. Strukturen und Konzepte standen klar im Vordergrund.

Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha

Unter den ausgestellten Stücken war das gestrickte Tank-Top Everyone Is Problematic, an dem Fabian Hart, Editor-at-Large bei TUSH, beteiligt war. Entstanden ist es gemeinsam mit Stricktechnikerin Mone Unmüßig und Designer Jochen Ambacher als Teil des Designkollektivs 55555. Das Oberteil wurde lokal und nachhaltig aus Poly-Milchsäure (PLA) gefertigt, einem biologisch abbaubaren Material aus Maisstärke oder Zuckerrohr und vereint traditionelle Stricktechniken mit Harts digitaler Handschrift. Der Schriftzug Everyone Is Problematic lädt bewusst zur Reflexion ein: über Grautöne statt Schwarz-Weiß-Denken, Selbstkritik und die komplexen Nuancen gesellschaftlicher Normen.

Fotos by Charlotte Ha

Mit Preisen zwischen 49 und 1.500 Euro positioniert sich die Kollektion zwischen tragbarem Alltag und künstlerischem Unikat. FABRIC bricht damit die gewohnte Polarität von Massenware und Haute Couture auf und schafft ein Terrain dazwischen. Mit besonderer Relevanz für Hamburg, das zwar keine große klassische Modeindustrie hat, aber durch Projekte wie dieses seine Rolle als Standort für kreative, nachhaltige und experimentelle Mode stetig ausbaut.

 

Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha
Foto by Charlotte Ha

Für uns war dieser Abend nicht nur eine Modenschau, sondern ein Blick in eine mögliche Zukunft: Mode, die Haltung trägt. Mode, die lokal wächst. Mode, die zeigt, dass Handwerk, Technologie und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind.

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