Ihren ersten Hit „Tintarella di Luna“, was so viel wie „Schönheit im Mondschein“ bedeutet, landet sie bereits Ende der 1950er, damals noch dem Titel entsprechend klassisch feminin inszeniert und als Sexsymbol gefeiert. Die kunstvollen Covers beginnt sie in den frühen 1970er-Jahren zu veröffentlichen. Seitdem erscheint mindestens ein neues Album pro Jahr – immer mit einem außergewöhnlichen Coverdesign.
Exzentrische Make-up-Looks, das Auflösen und Rekonstruieren von Geschlechterrollen und Experimente mit Verfremdung des eigenen Aussehens abseits von gängigen Idealen haben Mina zur Vorreiterin und Ikone der Selbstinszenierung im Musikbusiness gemacht – Jahre vor Kol- leginnen wie Madonna, Nina Hagen oder Lady Gaga. Zusammen mit dem italienischen Make-up-Artist Stefano Anselmo entwickelt sie ihren le- gendären Stil, der so prägnant wird, dass Mina selbst als Jesus Christus in- szeniert erkennbar bleibt. Auch in den absurdesten Deskonstruktionen – Minas Gesicht als Orange oder auf einem Keks – scheint immer die italienische Diva durch, sie schafft es, das Surreale und den Chic zu verschmelzen.
Mit dem Ausradieren ihrer Augenbrauen Mitte der 1960er-Jahre beginnt die kreative Transformation. Es folgen die theatralisch dun- kel schattierten, clownesque abfallenden, aber extrem vergrößert ge- schminkten Augen sowie der beabsichtigt asymmetrisch ausgemalte Mund. Selbst wenn sie sich in einem Motiv zur Außerirdischen ver- wandelt, bleibt das markante Augen-Make-up bestehen.
Symbole, Metaphern und der Surrealismus sind in ihren Visuals es- senziell, und obwohl die Bilder üppig erscheinen, ist sie selbst – und ihr Make-up – nie überladen. Seit den 1980er-Jahren arbeitet sie mit ihrem Sohn Massimiliano Pani zusammen, der sowohl als Produzent, Kom- ponist und Arrangeur, aber auch als Art-Direktor mit seiner Mutter die Coveroptik entwickelt.
So kunstvoll die Artworks auch sind: Mina begeistert Massen und ist kein Underground-Star. Dafür sorgt auch die perfekt produzierte und eingängige Musik. Mehr als 150 Millionen Platten verkauft sie welt- weit, in Italien können nahezu alle ihre Songs mitsingen (wie auch am Set unserer Produktion). Sie gilt als die erfolgreichste italienische Künstlerin aller Zeiten. Ihr Genre einzugrenzen, ist fast so schwer, wie ihre Ästhetik zu definieren. Sie mixt Elemente aus Pop, Rock, Jazz und Blues, verpackt Klassiker zu neuen Klängen oder veröffentlicht ungehörte Stücke.
Ihren starken, eigensinnigen und unabhängigen Stil lebt sie auch privat als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern – im katholisch ge- prägten Italien der 1960er- und 1970er-Jahre ein absolut untypischer Lebensentwurf für eine Frau.
Das Feiern des Andersseins und Ausleben der eigenen Persönlichkeit mit einer Prise Eleganz sind die Essenz Minas und machen sie neben der