Duftbilder

Ein von Christo verpackter VW Käfer, frühe Portraits Picassos‘, irisierende Plexiglas Installationen von Olafur Eliassons, abstrakte Farbkonstruktionen junger Künstler: Visuell ist die Kunstmesse Art Basel, die gerade vom 13. -16.6. in Basel stattfand, überwältigend.
Aber es liegt noch mehr in der Luft als nur die Kunst: Der Duft der Messebesucher und Galeristen. Manchmal dicker aufgetragen als die Farben auf dem Canvas, aber deshalb auch so gut wiedererkennbar.
Es geht nicht nur um die Kunst-, sondern auch Netzwerke, Darstellung und Image: Sammler und Galeristen, Kuratoren und Art Aficionados treffen sich hier, mache nur zum Staunen, viele auch zum Shoppen.

Christo's Werk aus der Gagosian in der Unlimited Halle

Wie riecht es in der Kunst?

Im „Unlimited“ Teil der Art Basel wird es groß: Die Werke sind so üppig, und auch die Parfums intensiv.
Viel Oud liegt in der Luft, aber auch eine teure Süße: Vanilla Sex von Tom Ford, ein sandelholziger Balsam, schwebt durch die Halle. Beim Verlassen des opulentesten Teils der Ausstellung kommt mir ein Hauch B683 von Marc Antoine Barrois entgegen, ein frisches, apfelgrünes Oud. Immer noch intensiv, aber besänftigend. Die wahren Großkunden waren schon vor Tagen hier, ihr Vibe liegt in der Luft, Jetzt aber sind tatsächlich nur die Interessierten hier, die eben in diese Art Welt reinschnuppern wollen.

Zwischen kleinen Picassos, Calders‘ Mobiles, filigranen Giacometti Skulpturen wird es subtiler: Olène von Diptyque duftet nach reinem Jasmin – ein schöner Kontrast zu den oft Bordell-inspirierten Werken. Auch die weißen Hemden der Galerist*innen sitzen, während Kenner vor den Bildern stehen. Alles passt zu dem sauberen Geschäft mit anrüchigen Werken.

Zwischen zeitgenössischen Artists und geschmackvoll simplen Designer Sneaker prescht ein Parfum hervor, das ich schon verschmäht geglaubt hatte: Le Labo Santal 33. Immer schon artig, sofort erkennbar und immer noch irgendwie anders gliedert sich der warm-rauchige Duft zwischen schlicht aufgeschlitzen Leinwänden, voluminös-geometrischen Skulpturen und großflächigen Comic-Gemälden gut ein.

 

Pop Art von Tom Wesselmann aus der Galerie Lévy Gorvy Dayan
Die Galerie Hauser & Wirth zeigte u.A. die lila Glas-Skulptur von Roni Horn

Während ein Großteil der Messe westlich geprägt ist, wird es im Features Teil etwas globaler – auch olfaktorisch: Ich bilde mir ein, die Orangen-Briese von Borntostandouts Naked Neroli zwischen dahin schmelzenden Glasskulpturen aus Korea und filigran-schweren Konstruktionen zu erkennen.

Einen alten Klassiker bemerke ich nur beim Security Check am Eingang: das aromatische Bleu de Chanel, definitiv kein Warn, sondern ein zeitloses Stilsignal. Ein guter Austieg.
Auch beim Verlassen werden die Taschen gecheckt, Kunst gibt es ja auch im Kleinformat. In meiner Tasche war übrigens die Reisegröße Fig von Parfumeur H, Feige ist nur der Name: Holz rahmt hier die Rose. Ein olfaktorisches Bild eben.

Skulpturen von Omyo Cho aus der Galerie Wooson

[Text ]
Laura Dunkelmann
[Foto]
Courtesy of Art Basel
Juni 19, 2024
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