Ich erinnere mich beispielsweise daran, wie einer meiner liebsten Freestyles, der „Pretty Bitch Freestyle“, daraus entstanden ist, dass ich Kommentare online gelesen habe, in denen mein Song „Tap In“ als einfacher Rap degradiert wurde. Ich konnte meine negativen Emotionen in etwas umwandeln, auf das ich wirklich stolz bin.
Du hast mal scherzhaft gesagt, dass es sich wie „Survival Of The Fittest“ angefühlt hat, als du früher ständig von 15 Cousins und Cousinen umgeben warst. Inwiefern ist das mit der Arbeit in der Musikbranche vergleichbar?
Es ist für mich nicht zu vergleichen, denn wenn ich das über meine Familie sage, meine ich es mit einem Augenzwinkern. Bezogen auf die Musikindustrie ist es hingegen bitterer Ernst. Sie fühlt sich manchmal wirklich wie ein gnadenloser Überlebenskampf an. Wenn ich an meine Familie denke, denke ich an Liebe. Wenn ich an die Musikindustrie denke, denke ich ans Spiel. Man muss in diesem Spiel vorsichtig, klug und wachsam vorgehen.
Bevor du mit deiner Musik erfolgreich warst, hast du mehrere Jahre lang als Rezeptionistin und Kellnerin in einem Stripclub in L. A. gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen deine Arbeitsmoral und -ausdauer geprägt?
Ich habe bei beiden Jobs eine wichtige Sache gelernt: den Umgang mit Menschen. Sowohl der Job im Stripclub als auch der an der Rezeption in einem Hotel gehören zur Dienstleistungsbranche. Wenn man lernt, wie man mit Menschen umgeht oder sich an verschiedene Persönlichkeiten und Energien anpasst, ist alles möglich. Das hilft auch im Musikgeschäft, das letztendlich ebenfalls ein Dienstleistungsgeschäft ist. Ich habe das Gefühl, dass mich meine früheren Jobs definitiv auf die Branche vorbereitet haben, in der ich jetzt bin.
Sie haben dich auch auf viele Überstunden vorbereitet …
Absolut. An manchen Tagen bin ich vormittags zur Schule gegangen, danach zu meinem Job ins Hotel, und nachts habe ich im Stripclub gearbeitet. Das hat mich definitiv Ausdauer gelehrt.
Du hattest schon zu MySpace-Zeiten eine große Social-Media-Fanbase. Wie wichtig ist dir persönliches Branding und wie schaffst du es, dir dabei selbst treu zu bleiben?
Das Schöne war damals, dass ich diese Posts wirklich aus purem Spaß an der Sache veröffentlicht habe. Zu den Zeiten gab es nichts Lukratives daran. Ich wollte einfach meine Leidenschaften und schöne Momente teilen. Letztendlich hat mich das indirekt auf meine zukünftige Karriere und meine eigene Marke vorbereitet. In erster Linie entsteht auch heute noch alles aus meiner Liebe zum Leben, und ich halte gerne an besonderen Momenten fest. Nichts, das ich mache, geschieht, um eine Persona zu erschaffen, sondern um das Leben zu feiern, denn es ist schön, es ist bunt, und ich freue mich, wenn ich es mit meinen Fans teilen kann.
Eines deiner Lieblingsbücher ist „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Wie hat es deine Arbeitsmoral inspiriert?
Es gibt eine Zeile in meinem Song „Icy Grl“, in der ich singe: „So I take my time cause I’m always where I’m suppose to be.“ Ich finde, diese Lyrics bringen die Geschichte von „Der Alchimist“ auf den Punkt. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich das Gefühl hatte, noch nicht dort zu sein, wo ich sein sollte. Seitdem mir klar ist, dass Gott seinen eigenen Zeitplan für mich hat, weiß ich, dass ich genau da bin, wo ich sein soll. Das hat mir viel Frieden gegeben.
Das klingt sehr schön. Feierst du bestimmte Momente und Erfolge deiner Karriere?
Ehrlich gesagt arbeite ich immer noch daran. Ich sollte zukünftig bewusst Zeit einplanen, um meine Erfolge zu feiern. Wenn jemand in meinem Umfeld einen Meilenstein erreicht, sorge ich dafür, dass dieser gebührend gefeiert wird. Vielleicht sollte ich wirklich damit beginnen, mich selbst genauso zu behandeln …
Wie könnte so eine Feier dann aussehen?
Es wäre eine kleine Party mit den Menschen, die mir am nächsten stehen. Sie würden es für mich besonders machen. Ich bin sehr dankbar für meine Freundschaften. Das sind Menschen, die schon für mich da waren, bevor ich berühmt wurde.
Kannst du uns durch deinen Alltag führen?
An einem typischen Arbeitstag bete ich als Erstes nach dem Aufwachen. Ich versuche, in einen Zustand der Dankbarkeit zu kommen – das verbessert die Stimmung für den ganzen kommenden Tag. Danach schaue ich aufs Handy und checke meine Nachrichten. Dann stehe ich auf und kümmere mich um meine Hautpflege. Ein wichtiger Punkt sind für mich Augenpads. Sie helfen bei Augenringen, wenn ich nicht so viel schlafen konnte. Danach steht das Styling an. Meine Tage sind in der Regel vollgepackt mit Videodrehs, Interviews und Meetings. Wenn es ein besonders stressiger Tag ist, habe ich abends noch eine Studiosession. Ich schaue hier gerade auf meinen Kalender und sehe nur um meinen Geburtstag herum ein paar freie Tage. Mein Team und ich haben dieses Jahr ununterbrochen gearbeitet. An den wenigen freien Tagen versuche ich einfach, auszuschlafen und so viel Ruhe wie möglich zu bekommen.
Was motiviert dich, diesem Pensum immer wieder gerecht zu werden?
Meine Wünsche und Ziele. Ich formuliere sie jeden Tag als Stichpunkte in meinem Kopf. Das praktiziere ich seit ein paar Wochen. Es hilft mir, mir bewusst zu machen, worauf ich hinarbeite, und motiviert mich auch an Tagen, an denen ich einfach nur müde bin.
Wie kommst du auf neue Impulse von außen für deine Arbeit?
Ich stelle viele Fragen, besonders wenn ich mit Menschen im Gespräch bin, die ich gerade erst kennengelernt habe. Als ich noch ein Kind war, hat meine Mutter manchmal gesagt: „Du fragst mir ja noch Löcher in den Bauch, ich brauche mal eine Pause.“ Ich war also schon immer ein neugieriges Mädchen.