Gross im Geschäft

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Als sich Diamonté Quiava Valentin Harper Anfang der 2000er auf MySpace anmeldet, scheint ihr das Pseudonym „Sweetie“ grundsätzlich passend, für sie aber schlichtweg eine Spur zu süß. Ihr fehlt der „Edge“, die Kante, die den Namen abrundet – und so findet das A, und auch der Slang, Einzug in „Saweetie“ und wird zu ihrem Alias. An einem Sonntagmittag in Los Angeles, Punkt 12 Uhr, nimmt Saweetie für dieses Interview den Anruf unserer Autorin Kiki Roloff entgegen, die im 9.000 Kilometer entfernten Hamburg um 22 Uhr der sanften Stimme der Rapperin folgt. Saweetie erzählt ihr, dass sie gerade aus New York zurückgekommen ist und ernsthaft über einen Umzug dahin nachdenkt: „New York fühlt sich lebendig an, es inspiriert mich.“ L. A., NYC und wo auch immer: Seit ihrem Durchbruch 2017 mit ihrer Platin-Single „Icy Grl“ stehen Saweetie alle Türen offen.

Das war nicht immer so. Aufgewachsen ist sie in Kalifornien, ihre Eltern trennen sich, als sie noch ein kleines Kind ist. Von da an pendelt sie zwischen Sacramento und innerhalb der San Francisco Bay Area. Dass sie eines Tages reich wird, war für die Musikerin nie eine Frage. Es war eine Feststellung. Harte Arbeit nimmt sie dafür gern in Kauf. „Ich wollte immer reich sein. Seit ich ein kleines Mädchen bin, liebe ich Dinge wie Diamanten.“ Die Arbeit zahlt sich aus: Nach „Icy Grl“ erreichen weitere Singles (mehrfachen) Platinstatus, darunter „My Type“ und „Best Friend“, ein Song, den sie zu- sammen mit Doja Cat veröffentlicht. Hier erzählt uns Saweetie, was ihren großen Geschäftssinn – außer dem Bling-Bling – motiviert, wie ihr Arbeitstag im Musikbusiness aussieht und warum für sie dabei ihr Glauben ein wichtiges Tool ist.

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Interview KIKI ROLOFF

Welcher Song, den du rauf und runter hörst, würde deine Fans überraschen?

Ich muss direkt an ein Lied denken, das ich durch meine Mutter entdeckt habe. Sie liebt Alternative Music, und eines ihrer Lieblingslieder ist „Feel It All Around“ von Washed Out. Es ist sehr euphorisierend. Egal, ob ich einen guten oder schlechten Tag habe, es lenkt mich von allem ab, was gerade um mich herum passiert. Dieser Song ermöglicht mir die kurze Flucht in eine andere Welt.

Das Erscheinungsdatum und der Titel deines neuen Albums haben sich ein paarmal geändert. Ist das ein Ausdruck deiner perfektionistischen Natur?

Ich würde es eher so formulieren, dass es ein Zeichen meiner anspruchsvollen Natur ist. Ich glaube nicht, dass die Frau, die ich bisher war, bereit gewesen wäre, dieses Album zu veröffentlichen. Ich kann noch nicht viel über die Themen meiner kommenden Songs verraten, aber was ich sagen kann, ist, dass ich nicht früher in der Lage dazu gewesen bin, über sie zu sprechen. Wenn ich auf einem Album Dinge von mir teile, die ich normalerweise nicht preisgebe, dann wird es für mich zu einem guten Album. Jetzt bin ich bereit dafür, musikalisch festzuhalten, was mich zu der Person gemacht hat, die ich heute bin. Ich spreche in den Songs darüber, was ich durchgemacht habe, und traue mich, verletzlich zu sein. Je verletzlicher Künst- ler:innen in der Musik sind, desto wahrhaftiger sind sie in meinen Augen. Und je wahrhaftiger die Musik ist, desto mehr kann sie bei anderen Menschen auslösen. Alle, die das Album hören werden, lernen Diamonté kennen – das Mädchen aus Kalifornien, das hinter Saweetie steckt.

Du bist zwischen vier verschiedenen Haushalten aufgewachsen: dem deiner Mutter und deines Vaters und den beiden deiner Großeltern. Kam es dabei zu Konflikten?

Ja. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Der Haushalt der Eltern meiner Mutter, meiner asiatischen Seite, war sehr streng, was ich aber als etwas Positives sehe. Mir wurden Respekt, Disziplin und Ordnung beigebracht. Meine Mutter selbst war wie eine „Tiger-Mom“. Sie wollte immer, dass ich mein Bestes gebe. Ob in der Schule, im Sport oder bei anderen Aktivitäten. Sie sagte mir immer, entweder solle ich etwas richtig machen oder es gar nicht erst versuchen. Im Haus meines Vaters war es ganz anders. Er war sehr entspannt, und ich konnte einfach ich sein. Wenn meine Aufgaben im Haushalt erledigt waren, konnte ich in meiner Freizeit machen, was ich wollte. Meine Großeltern väterlicherseits predigten an der Apostolischen Kirche. Aufgrund des Glaubens durften wir deshalb zum Beispiel keine „weltliche“ Musik hören oder dazu tanzen. Ich habe mir mit meinen Geschwistern dann immer heimlich Musikvideos angesehen, und wir haben versucht, die Künstler:innen nachzuahmen.

Wie prägend waren diese unterschiedlichen Erziehungsweisen?

Durch die unterschiedlichen Orte, an denen ich aufgewachsen bin und die damit verbundenen Regeln, wurde mir klar, dass Menschen nun mal unterschiedlich sind. Ich respektiere alle Kulturen und Werte gleichermaßen. Es gibt engstirnige Menschen, die die Welt nur durch ihre eigenen Augen sehen – vielleicht auch deshalb, weil sie so aufgewachsen sind und nichts anderes kennengelernt haben. Meine Kindheit hat mir geholfen, zu einer offenen und vorurteilsfreien Person zu werden.

Bei deinen Großeltern hat Glaube eine wichtige Rolle gespielt. Wie groß ist dein Glaube heute?

Ich versuche die Lehren, die mir durch die Geschichten der Bibel beigebracht wurden, auf mein Leben zu übertragen. Mein Glaube ist für mich einer der Grundpfeiler meiner psychischen Gesundheit.
Ich bete viel, und das hilft mir, bei Verstand zu bleiben in einem Business, das einen verrückt machen kann. Ich bin wirklich froh, dass ich gelernt habe, wie ich meine Beziehung zu Gott führen kann.

Wie hilft dir das, mit dem Musikbusiness und Kritik umzugehen?

Durch meine spirituelle Reise habe ich begriffen, dass alles Energie ist. Wann immer ich negative Gefühle habe, versuche ich, diese in positive Energie umzuwandeln. Wut und Ärger sind sehr starke Emotionen. Wenn man in der Lage ist, diese in etwas Positives zu lenken, kann daraus etwas Großartiges entstehen.

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Ich erinnere mich beispielsweise daran, wie einer meiner liebsten Freestyles, der „Pretty Bitch Freestyle“, daraus entstanden ist, dass ich Kommentare online gelesen habe, in denen mein Song „Tap In“ als einfacher Rap degradiert wurde. Ich konnte meine negativen Emotionen in etwas umwandeln, auf das ich wirklich stolz bin.

Du hast mal scherzhaft gesagt, dass es sich wie „Survival Of The Fittest“ angefühlt hat, als du früher ständig von 15 Cousins und Cousinen umgeben warst. Inwiefern ist das mit der Arbeit in der Musikbranche vergleichbar?

Es ist für mich nicht zu vergleichen, denn wenn ich das über meine Familie sage, meine ich es mit einem Augenzwinkern. Bezogen auf die Musikindustrie ist es hingegen bitterer Ernst. Sie fühlt sich manchmal wirklich wie ein gnadenloser Überlebenskampf an. Wenn ich an meine Familie denke, denke ich an Liebe. Wenn ich an die Musikindustrie denke, denke ich ans Spiel. Man muss in diesem Spiel vorsichtig, klug und wachsam vorgehen.

Bevor du mit deiner Musik erfolgreich warst, hast du mehrere Jahre lang als Rezeptionistin und Kellnerin in einem Stripclub in L. A. gearbeitet. Wie haben diese Erfahrungen deine Arbeitsmoral und -ausdauer geprägt?

Ich habe bei beiden Jobs eine wichtige Sache gelernt: den Umgang mit Menschen. Sowohl der Job im Stripclub als auch der an der Rezeption in einem Hotel gehören zur Dienstleistungsbranche. Wenn man lernt, wie man mit Menschen umgeht oder sich an verschiedene Persönlichkeiten und Energien anpasst, ist alles möglich. Das hilft auch im Musikgeschäft, das letztendlich ebenfalls ein Dienstleistungsgeschäft ist. Ich habe das Gefühl, dass mich meine früheren Jobs definitiv auf die Branche vorbereitet haben, in der ich jetzt bin.

Sie haben dich auch auf viele Überstunden vorbereitet …

Absolut. An manchen Tagen bin ich vormittags zur Schule gegangen, danach zu meinem Job ins Hotel, und nachts habe ich im Stripclub gearbeitet. Das hat mich definitiv Ausdauer gelehrt.

Du hattest schon zu MySpace-Zeiten eine große Social-Media-Fanbase. Wie wichtig ist dir persönliches Branding und wie schaffst du es, dir dabei selbst treu zu bleiben?

Das Schöne war damals, dass ich diese Posts wirklich aus purem Spaß an der Sache veröffentlicht habe. Zu den Zeiten gab es nichts Lukratives daran. Ich wollte einfach meine Leidenschaften und schöne Momente teilen. Letztendlich hat mich das indirekt auf meine zukünftige Karriere und meine eigene Marke vorbereitet. In erster Linie entsteht auch heute noch alles aus meiner Liebe zum Leben, und ich halte gerne an besonderen Momenten fest. Nichts, das ich mache, geschieht, um eine Persona zu erschaffen, sondern um das Leben zu feiern, denn es ist schön, es ist bunt, und ich freue mich, wenn ich es mit meinen Fans teilen kann.

Eines deiner Lieblingsbücher ist „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Wie hat es deine Arbeitsmoral inspiriert?

Es gibt eine Zeile in meinem Song „Icy Grl“, in der ich singe: „So I take my time cause I’m always where I’m suppose to be.“ Ich finde, diese Lyrics bringen die Geschichte von „Der Alchimist“ auf den Punkt. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen ich das Gefühl hatte, noch nicht dort zu sein, wo ich sein sollte. Seitdem mir klar ist, dass Gott seinen eigenen Zeitplan für mich hat, weiß ich, dass ich genau da bin, wo ich sein soll. Das hat mir viel Frieden gegeben.

Das klingt sehr schön. Feierst du bestimmte Momente und Erfolge deiner Karriere?

Ehrlich gesagt arbeite ich immer noch daran. Ich sollte zukünftig bewusst Zeit einplanen, um meine Erfolge zu feiern. Wenn jemand in meinem Umfeld einen Meilenstein erreicht, sorge ich dafür, dass dieser gebührend gefeiert wird. Vielleicht sollte ich wirklich damit beginnen, mich selbst genauso zu behandeln …

Wie könnte so eine Feier dann aussehen?

Es wäre eine kleine Party mit den Menschen, die mir am nächsten stehen. Sie würden es für mich besonders machen. Ich bin sehr dankbar für meine Freundschaften. Das sind Menschen, die schon für mich da waren, bevor ich berühmt wurde.

Kannst du uns durch deinen Alltag führen?

An einem typischen Arbeitstag bete ich als Erstes nach dem Aufwachen. Ich versuche, in einen Zustand der Dankbarkeit zu kommen – das verbessert die Stimmung für den ganzen kommenden Tag. Danach schaue ich aufs Handy und checke meine Nachrichten. Dann stehe ich auf und kümmere mich um meine Hautpflege. Ein wichtiger Punkt sind für mich Augenpads. Sie helfen bei Augenringen, wenn ich nicht so viel schlafen konnte. Danach steht das Styling an. Meine Tage sind in der Regel vollgepackt mit Videodrehs, Interviews und Meetings. Wenn es ein besonders stressiger Tag ist, habe ich abends noch eine Studiosession. Ich schaue hier gerade auf meinen Kalender und sehe nur um meinen Geburtstag herum ein paar freie Tage. Mein Team und ich haben dieses Jahr ununterbrochen gearbeitet. An den wenigen freien Tagen versuche ich einfach, auszuschlafen und so viel Ruhe wie möglich zu bekommen.

Was motiviert dich, diesem Pensum immer wieder gerecht zu werden?

Meine Wünsche und Ziele. Ich formuliere sie jeden Tag als Stichpunkte in meinem Kopf. Das praktiziere ich seit ein paar Wochen. Es hilft mir, mir bewusst zu machen, worauf ich hinarbeite, und motiviert mich auch an Tagen, an denen ich einfach nur müde bin.

Wie kommst du auf neue Impulse von außen für deine Arbeit?

Ich stelle viele Fragen, besonders wenn ich mit Menschen im Gespräch bin, die ich gerade erst kennengelernt habe. Als ich noch ein Kind war, hat meine Mutter manchmal gesagt: „Du fragst mir ja noch Löcher in den Bauch, ich brauche mal eine Pause.“ Ich war also schon immer ein neugieriges Mädchen.

Foto Jason Kim

Creative Direction Jordan Boothe

Make-up Raisa Flowers E.D.M.A.

Haare DhairiusFactory Downtown

Wigs Shannon Romano

Styling Willyum Beck

Nägel PikaSee Management

Talent Saweetie

Produktion & Casting Daniele CarettoniEspresso Productions

Produktionsassistenz Thomas Lynch

Haarassistenz Kiana Patron

Assistenz (Nägel) Minami Yamagami

Styling-Assistenz Emma Nasbaum, Tarik Tull

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