Gina Forte

Ob Klassik oder Pop: Hauptsache, Piano. Gina Alice Redlinger im Duett mit Guerlain

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Interview KIKI ROLOFF

„Ich hatte nie einen Plan B“, antwortet Gina Alice Redlinger auf die Frage, ob es eine Alternative gegeben hätte zu ihrer Musik- karriere als Pianistin. 1994 in Wiesbaden geboren, wächst sie mit der Leidenschaft ihrer Eltern fürs Klavierspielen auf und gewinnt selbst zahlreiche Jugendpreise. Später studiert sie an der Hoch- schule für Musik und Theater in Hamburg, und noch während des Studiums lernt sie den Starpianisten Lang Lang kennen. Die beiden heiraten 2019 und werden kurze Zeit später Eltern ihres Sohnes Winston. Für das Fotoshooting gemeinsam mit Guerlain betritt Gina Alice die TUSH Studios in Y2K-Hüfthose mit Strass und Crop-Top. Denn obwohl Klassik ihre große Passion und Kom- petenz ist, zeigt sich die 29-Jährige vielseitig. Auf ihrer neuen EP befinden sich vier Songs mit Einflüssen aus Pop, R&B und Jazz – teilweise auch mit Klavierelementen. Unsere Autorin Kiki Roloff spricht mit Gina Alice über ihre Musik und inwiefern Klassik auch heute noch ein Sexismusproblem hat.

Die klassische Musik ist seit Jahrhunderten von männlichen Komponisten geprägt. Welche Komponistinnen sind deine Vorbilder?

Diese Frage macht mir bewusst, wie viele Kompositionen nur von Männern geschrieben wurden und werden. Das inspiriert mich, selbst in Zukunft mehr darauf zu achten, Werke von Komponis- tinnen zu spielen. Die Klassik hat eine jahrhundertealte Tradition und genauso vorgelebte Muster. Wenn man die Liste aller klassi- schen Kompositionen durchgeht, tauchen kaum Komponistinnen auf, die sich einen großen Namen machen konnten. Wessen Stü- cke ich früher häufiger gespielt habe, sind die von Fanny Mendels- sohn. Auch sie ist ironischerweise am ehesten als die Schwester von Felix Mendelssohn bekannt, der wiederum ein deutscher Komponist und Pianist war. Sprechen wir über klassische Musi- kerinnen im Allgemeinen, möchte ich die argentinisch-schweize- rische Pianistin Martha Argerich nennen. Sie ist eine wahre Pio- nierin auf ihrem Gebiet und schon seit ich ein Kind bin, ein großes Vorbild für mich. Mittlerweile ist sie schon über 80 Jahre alt.

Welche spezifischen Herausforderungen hast du als Frau in der klassischen Musikbranche erlebt, die dein Mann Lang Lang vermutlich nicht erleben musste?

Alle Entscheidungsträger in der Klassik sind Männer. Das hat zum Beispiel noch immer zur Folge, dass wir Frauen die Balance zwi- schen einem attraktiven, aber seriösen Auftreten finden müssen. Wir haben immer den Druck, jung zu bleiben, hübsch auszusehen und gleichzeitig immer bessere Leistungen und Ausdauer zu be- weisen. Darüber machen sich Männer keine Gedanken: Sie tragen einen Anzug, und damit ist die Sache erledigt. Wenn man in der Klassik als Frau überzeugen will und gut aussieht oder sich um Ästhetik bemüht, muss man eigentlich noch besser spielen, damit diese Männer einen überhaupt ernst nehmen. In Konservatorien gibt es Professoren, die so etwas ausnutzen und weshalb sich Stu- dentinnen in unschöne Situationen drängen lassen. Ich habe ge- merkt, wie gewisse Professoren mich immer weniger unterstützt haben, weil sie gemerkt haben, dass ich mich darauf nicht einlasse. Zum Glück habe ich relativ früh meinen Mann kennengelernt.

Viele sehen deinen Mann sicherlich als Beschützer und Förderer. Wie siehst du das?

Mit ihm zusammen auf der Bühne zu sein ist großes Glück, aber auch eine große Herausforderung. Mein Mann ist „der Pianist“ schlechthin: Er hat auf allen renommierten Bühnen der Welt be- reits mehrfach gespielt und mit den größten Musiker:innen ko- operiert. Ich habe das Gefühl, immer wieder beweisen zu müssen, dass ich es verdiene, auf der gleichen Bühne zu stehen wie er – und nicht nur, weil ich seine Ehefrau bin. Ich habe den riesigen An- spruch an mich selbst, dass ich qualitativ mithalten kann. Natür- lich bin ich dankbar für die Möglichkeiten und Kontakte, die ich durch ihn habe. Am Ende zählt aber nur meine Leistung.

Du hast dir selbst einen Namen in der Klassik gemacht. Möchtest du deine Sichtbarkeit auch nutzen, um die Chancengleichheit für Frauen in der klassischen Musik zu verbessern?

Ich bin mir darüber bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, in der Klassik als Frau sein Ding durchzuziehen. Deshalb möchte ich ein spezifisches Programm für Mädchen etablieren, als neuen Teil von Lang Langs Musikstiftung. Dadurch sollen junge weibliche Talente gefördert werden. Ansonsten zählen auch Kleinigkeiten, etwa darauf zu achten, eben auch Kompositionen von Musikerin- nen zu spielen und mit mehr Dirigentinnen zusammenzuarbeiten.

Gibt es Fortschritte in der Branche, die dir vermehrt auffallen?

Klassik wird als Genre zugänglicher und ist nicht mehr nur eine unnahbare Welt. Musikschaffende nutzen immer mehr Social Media und holen die Menschen wortwörtlich zu sich ins Wohn- zimmer. Ich finde es wichtig, in einer Zeit, in der alles immer schneller und plastischer wird, den Menschen nahezubringen, was Klassik bedeutet: etwas Organisches, das tiefe Gefühle er- weckt. Außerdem verschwimmen die Grenzen der Genres immer häufiger ineinander. Für mich ist nicht nur Klassik gute Musik. Popmusik fasziniert mich auch sehr. Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang in einer Schublade stecken. Mein Leben hat so viele Farben und es gibt so viele Kulturen, die mich inspirieren. Das möchte ich in meine Musik mit einfließen lassen.

Mit deiner neuen Popsingle „Slo-Mo“ schlägst du nun ja auch eine neue musikalische Richtung ein.

Seit ich denken kann, schlummern in mir mindestens zwei Herzen. Ich übe jeden Tag mehrere Stunden am Klavier, aber dazwischen flüchte ich immer wieder in andere Ausdrucksmöglichkeiten. Ich schreibe schon lange eigene Musik, aber erst jetzt kann ich sie ver- wirklichen. Mit Republic Records habe ich eine Plattenfirma ge- funden, die versteht, wie sehr ich dafür brenne.

Wie unterscheidet sich deine Herangehensweise an Popmusik von deiner Arbeit an klassischen Stücken?

Bei der Klassik geht es hauptsächlich um jahrelang ausgearbeitete Perfektion, Theorie und Musikgeschichte. Es zählt wirklich jede einzelne Nuance und es gibt keinen Raum für Zufälle. Ich kann jede einzelne Note in Bezug auf Komposition, Instrumente oder Ursprungsepoche analysieren. Einfach alles hat damit zu tun, wie ich ein Stück am Ende spiele. Bei der Popmusik geht es viel mehr um Gefühle und um das gegenseitige Zuwerfen von Ideen. Ich war es gewohnt, alles mit mir selbst auszumachen. Die Teamarbeit für meine neue Musik hat mich beflügelt und mir eine ganz neue Welt eröffnet.

Wie setzt du klassische Techniken in deinen Popmusik-Kompositionen ein?

Es ist ein großer Vorteil, auch als Musikerin bei Studioaufnahmen ein Instrument zu beherrschen. Alle meine Songs finden ihren An- fang in einer Melodie auf dem Klavier und sie bildet das Gerüst. Das Gespür für Harmonien habe ich nur, weil ich von klein auf musikalische Meisterwerke spiele. Klassik und Pop schließen sich für mich nicht aus, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Klas- sik höre ich mit „einem modernen Ohr“, Pop wiederum mit einem „klassischen Ohr“.

Beeinflusst du mit deinem vielseitigen Musikgeschmack auch die Songauswahl, die ihr zu Hause als Familie hört?

Mein Mann hört und spielt hauptsächlich Klaviermusik. Ich spiele ihm aber sehr gerne die neuesten Songs aus anderen Genres vor und mache immer wieder Vorschläge, mit welchen Künstler:in- nen er kooperieren könnte. So kam es zum Beispiel zu seiner Zu- sammenarbeit mit Coldplay oder der Band Bigbang.

Was hörst du heute Abend nach so einem langen Shootingtag selbst und was stellst du für deinen drei- jährigen Sohn Winston an?

Für Winston singe ich „Veronika, der Lenz ist da“ von Comedian Harmonists. Ich selbst höre das Album „Hit Me Hard And Soft“ von Billie Eilish. Ich liebe jeden einzelnen Song.

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Foto Armin Morbach

Make-up Nina ParkBallsaal

Haare Tobias SagnerBallsaal

Styling Laurent Dombrowicz

Prop Styling Theresa Rohé

Nägel Ilona Sahyoun

Talent Gina Alice Redlinger – Cami Music

Bildbearbeitung Miriam Cavalli

Digital Operator Alexandra Kern

Styling-Assistenz Feline Sasse

Mit freundlicher Unterstützung des Steinway & Sons Store, Hamburg

 

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