Vom Feld ins Parfum

Parfümeur Aurélien Guichard und seine Marke Matière Première sind ein Garant für guten Geschmack: Er etablierte für sich das Farm-To-Fragrance Prinzip

Wenn die französische Parfummarke Matière Première ein Restaurant wäre, wäre es ein eleganter Farm-To-Table, Slow-Food-Ort. Hier bedeutet Luxus Fokus auf die beste Qualität der Zutaten und nicht einfach Prunk. Die Kreationen glänzen durch Kreativität, bleiben aber minimalistisch und die Komplexität hält sich nur im Hintergrund – Eher Aioli anstatt Erbsenschäumchen.
Natürlich säße man an einem großen Holztisch mit Leinentischdecke, in einem umgebauten Stall mitten auf dem Feld, wie beim Koch Zuhause. Oder hier: Beim Parfümeur Aurélien Guichard. Denn genauso ist sein Setting, serviert werden allerdings erlesene Eau De Parfums, die gleichzeitig reich und natürlich duften.

Parfümeur und Mitbegründer Aurélien Guichard

Der in Grasse geborene Aurélien ist nicht nur Parfümeur und Mitbegründer der 2019 lancierten Marke Matière Première, er bewirtschaftet seit 2016 auch Tuberose, Rosen- und Lavendelfelder in der Nähe von Grasse, die bereits seid Generationen seiner Familie gehören. Auf den Feldern steht auch seine „Duft-Küche“, tatsächlich ein umgebauter Stall. Auch seine Mutter, die Künstlerin Beatrice Guichard, arbeitete in dem Raum, ihre abstrakten Skulpturen sind über die Felder verstreut – eines steht auch vor dem Louvre in Paris.
Er ist der einzige Parfümeur hier, der seine Zutaten selbst anbaut. Daraus kredenzt er sein Menü: ausgefeilte Parfums und ab sofort auch Extraits, bei denen die Inhaltsstoffe im Vordergrund stehen. Daher auch der Name: Matière Première, zu Deutsch Rohmaterial.

Die Skulpturen stammen von Aurélien Guichard's Mutter

Der ehemalige Stall ist zu einem Atelier umgebaut

„Ich mache kein abstraktes Storytelling, denke mir keine Geschichten zu den Düften aus – es geht um den Inhalt. Ich möchte die Leute nicht verwirren oder ihnen vorschreiben, was sie fühlen sollen. Sie sollen wissen, was in dem Parfum steckt,“ So Aurélien, der als Parfümeur auch für andere Marken wie Valentino oder Narciso Rodriguez Düfte entwickelt und bereits Parfümeur in der siebten Generation ist.

Das Atelier mit den Rohstoffen für Matiére Prémiere und Blick auf die Felder

Zu viele Köche verderben den Brei – Aurélien allein kreiert die Parfums für Matière Première, mit seinen beiden Mitgründern, die ebenfalls aus der Parfum-Industrie stammen, stimmt er sich ab. „Es gibt aber nicht den großen, ausgeklügelten Marketingplan,“ sagt er. Erst die Natur, dann der Inhaltsstoff – so setzt er die Priorität, es wird quasi saisonal gekocht. Seine Felder sind Eco-zertifiziert, auch alle anderen Ingredienzien, die Düfte bestehen zu mindestens 85 Prozent aus natürlichen Inhaltsstoffen, werden sorgfältig und nach hohen ethischen und ökologischen Standards selektiert. So stammt das Sandelholz beispielsweise aus der Produktion eins Aborigines Stammes in Australien.

Tatsächlich steht der Chef hier in Süd Frankreich selbst auch auf dem Feld: Zusammen mit Aurélien pflücken wir die zarten Tuberose-Blüten von den feinen Stengeln in der heißen Mittagssonne. Der Moment ist echt und nicht inszeniert. Auch wir mischen einen eigenen Duft, mit vorgemixten Akkorden, ein wenig wie Kochboxen – vorbereitet von Aurélien. Nach der Ernte erwarten uns auch die beiden Mitbegründer Caius von Knorring und Cédric Meiffret für einen Aperitif – Aioli inklusive.

Matière Première ist eben ein Garant für guten Geschmack.