Wenn Tilia ein Song wäre, welcher wäre es?
(denkt ein paar Minuten nach)
„Ein Song, der Tilia perfekt repräsentiert ist Der Sommer von Vivaldi aus der Oper Vier Jahreszeiten. Er ist hell und leicht, aber du fühlst den Sturm. Der ist auch in Tilia.“
„Es gibt Parallelen zur Komposition von Musik und der von Parfüm – wenn ich einen Duft kreiere, biete ich Aromen eine Bühne. Ich lasse sie etwas sagen und werde zum Dirigenten von Emotionen,“ erzählt der Parfümeur Quentin Bisch, als ich ihn zum Launch von Tilia, seiner neusten Kreation für Marc-Antoine Barrois in der Normandie treffe und wir in den Vorbereitungen zu der neuen Musik-Ausgabe von TUSH stecken.
Quentin Bisch ist derzeit der Star der Parfümerie: Erlesene Nischenparfüms oder große Verkaufsschlager – der 41-jährige Franzose mischt überall mit und hat eine enorme Fangemeinde. Für seinen guten Freund Marc-Antoine Barrois hat er bereits einige Highlights kreiert, mit Tilia folgte jetzt der neuste Hit in der Haute Parfumerie.
Strahlend pulsierend, mit klirrenden Lindenblüten, einer feinen, goldenen Melodien und mit grünem Drama: Tilia ist ein typisches Barrois Parfum, aber mit einem Hauch mehr Zartheit – aber mit dennoch extremer Intensität.
Auf Catherine Deneuves ehemaligen Landsitz, zwischen Schäfchen und grünen Wiesen, in einem kleinen Kreis aus Freunden des Couturiers Barrois und Parfum-Insidern, erzählt der eigentlich zurückhaltende Parfümeur Quentin Bisch über seine Verbundenheit zur Musik, Kunst und Duft.
Der goldene Sturm: Das Eau De Parfum Tilia von Marc-Antoine Barrois
Von der Kultur- zur Parfümindustrie – wie war dein Weg dorthin?
„Ich bin zunächst an Theater gegangen. Danach erst habe ich den Weg Richtung Duft eingeschlagen. Mit 11 wollte ich schon Parfümeur werden, aber mir sagte jeder, ich muss Chemie studieren. Das wollte ich nicht, also ging es zunächst in die Kultur. Später wurde der Wunsch größer und ich habe Parfümeure einfach angeschrieben: Kann ich bei euch anfangen, ohne Chemie zu studieren? Und glücklicherweise gab es dann von Givaudan eine Zusage. Sie sagten mir zwar, dass es kompliziert, werden würden, aber immerhin nahmen sie mich an.
Heute bin ich übrigens auch Sänger und Musiker, ich spiele viele Instrumente, aber eher im Privaten. Und ich habe keine musikalische Ausbildung.“
Wie fühlt es sich an, nun als Parfümeur auf der Bühne zu stehen?
„Es ist ein großartiges Feedback. Es macht mich glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, mich durch Duft auszudrücken. Das ich auf einmal selbst im Rampenlicht stehe, macht mir aber auch Angst. Es gibt mehr Druck. Ich selbst zweifle daran, dass ich echt ein Star bin. Aber vielleicht muss ich das auch – um sicher zu gehen, mich nicht darauf zu fokussieren, wie die Leute auf mich gucken, sondern weiter meine Arbeit als Parfümeur im Auge zu behalten. Das ist mir wichtig.“
Inwieweit hast du dich an das Rampenlicht gewöhnt?
„Das Produkt ist das Parfüm, nicht ich. Ich bin eigentlich immer von der Bühne geflüchtet, deshalb wollte ich ja auch nur Regisseur und nicht Schauspieler sein. Ich stehe lieber backstage. Aber ich sehe auch die gute Seite des Berühmtseins: So bekomme ich mehr Freiheit, ich kann mich mehr ausdrücken.“
Welche Rolle spielt Musik für deine Kreationen?
„Musik inspiriert mich sehr, ich mag Philipp Glas, barocke Musik, Bach und Händel. Ich höre aber nie Musik wenn ich Düfte kreiere.“
Woher kommen die Ideen für deine Parfüms?
„Meine Ideen kommen ad hoc, ich habe eine Eingebung und lege los. Ich will dann nicht die Energie verlieren. Ich habe aber auch ein Archiv mit Ideen, Dateien mit Namen, Wörtern. Und auch Skizzen von neuen Duft-Formulierungen Ich schreibe auch Poesie, Worte inspirieren mich“
Sind deine Text veröffentlicht?
„Nein, aber ich schicke sie an Bekannte.“
Etwas kitschig, aber: Parfümierst du dann die Briefe?
„Nein, das mache ich nie. Die Worte reichen aus“
Wenn Tilia ein Song wäre, welcher wäre es?
(denkt ein paar Minuten nach)
„Ein Song, der Tilia perfekt repräsentiert ist Der Sommer von Vivaldi aus der Oper Vier Jahreszeiten. Er ist hell und leicht, aber du fühlst den Sturm. Der ist auch in Tilia.“
Quentin Bisch und Marc-Antoine Barrois, die bereit zusammen für den Duft B683 zusammen gearbeitet haben
