Welche Düfte, Noten oder Aromen repräsentieren den aktuellen Zeitgeist und warum?
Parfum ist der Spiegel der Gesellschaft – Heute sind wir in eine Ära der „Haute Parfumerie“: Die Wiederkennungsmerkmale der traditionellen Parfümerie werden mit einem modernen Touch neu interpretiert und der Fokus liegt auf Qualität, erlesenen Inhaltsstoffen, Texturen und Raffinesse. Düfte, die Oud enthalten, sind beispielsweise im Nahen Osten sehr beliebt. Der Parfumkonsum in diesen Ländern gehört zu den höchsten weltweit, und die beeindruckende Dynamik dieses Marktes dort erklärt den anhaltenden Einfluss des Oud-Trends.
Reflektieren Sie als Parfümeur den Zeitgeist oder sehen Sie sich als Orakel?
Ich denke, ich habe es geschafft, unsere Zeit olfaktorisch durch meine Kompositionen zu transkribieren. Wie ein Handwerker habe ich eine unerschütterliche Leidenschaft für das Kreieren. Alle meine Düfte stammen aus dieser Hingabe zur Kreation und füllen meine Tage und Nächte seit 45 Jahren. Für mich ist Parfümerie eine Emotion. Technik ist intellektuell, aber jedes Parfum muss eine Seele, eine Geschichte haben und voller Emotionen sein. Der Geist eines Parfümeurs arbeitet wie der eines Künstlers. Er oder sie schafft etwas Abstraktes. Man muss eine Idee haben, sie aufschreiben und dann zum Leben erwecken. Meine Herausforderung besteht darin, jeden Tag einen neuen Duft zu kreieren, um Kunden zu verführen und zu bewegen.
Wieso wurde CK One so zeitlos und hat es geschafft, Geschlechter und Generationen zu verbinden?
CK One, das ich gemeinsam mit Harry Frémont entwickelte, war das erste, neue „Eau de Cologne“ und für den amerikanischen Markt bestimmt. Das Unisex Konzept markierte einen echten Wendepunkt in der Art und Weise, wie Verbraucher Düfte betrachteten. Bis zu seinem Launch waren Männer- und Frauendüfte stark stereotypisiert und geteilt. CK One durchbrach viele Barrieren und ist auch deshalb 30 Jahre nach seiner Einführung weiterhin erfolgreich.