Über König Frederik V. von Dänemark lässt sich so einiges schreiben. Etwa, dass er Anfang des 18. Jahrhunderts schon als kleiner Junge den Anforderungen an seine Rolle als Kronprinzen von Dänemark nicht gerecht wird – und das auch gar nicht möchte. Von seiner eigenen Mutter wird er spöttisch „dänischer Prinz“ genannt. Seine Erziehung zu Hofe ist streng, pietistisch und deutsch. Darunter leidet nicht nur sein dänisch, sondern auch er selbst. Die höfische Ausbildung interessiert ihn zero, denn es sind die schönen Dinge, die ihn anziehen, nicht die Politik und damit verbundene Machtstrategien. Er widmet sich seiner Münzsammlung und dokumentiert Pflanzen- und Blumenarten, später erfreut er sich auch an, sagen wir, anderen Dingen der Natur. Sein zarter Charakter jedenfalls ist untypisch für das Königsgeschlecht und auch untypisch für sein eigenes. Statt einer Monarchie angemessenes Klassendenken und rigoroses Kalkül, gibt sich Frederik nahbar, zugänglich, der Bevölkerung zugewandt, fröhlich, völlig untypisch für einen Mann und zukünftigen Herrscher. Später, als König, verhält er sich eher politisch neutral und fördert stattdessen die Kunst und Wissenschaften Dänemarks, erlaubt die von Generationen vor ihm verbotenen öffentlichen Theateraufführungen und eröffnet die Königlich Dänische Kunstakademie. All das und noch mehr lässt sich über König Frederik V. von Dänemark schreiben um zu verdeutlichen, wie ungewöhnlich er war.
Dieser biografische Ausflug ist eigentlich aber nur eine Hinführung zum tatsächlichen Thema dieses Beitrags. Denn der junge, Pflanzen und Blumen sammelnde Frederik, gibt 1752 eine Enzyklopädie in Auftrag, um sein Hobby wissenschaftlich festzuhalten und damit alle Informationen über die Blumen und Pflanzen seines Königreichs zu bündeln. Die erste Fassung der Enzyklopädie wird 1761 als „Flora Danica“ veröffentlicht, fünf Jahre vor seinem Tod. Die Fertigstellung der finalen Fassung der Enzyklopädie jedoch benötigt 120 Jahre, insgesamt sechs Könige führen die Tradition weiter in dieser Zeit. Das Ergebnis sind 54 Bücher mit über 3200 Farbzeichnungen.
Zurück ins Heute: Inspiriert von der Geschichte der „Flora Danica“ entwickeln die Parfümeure Olivier Cresp, Nathalie Lorson und Ilias Ermenidis Jahrhunderte später eine gleichnamige Duftserie. „Flora Danica Parfums“ ist somit nicht nur eine Hommage an die Flora Dänemarks, sondern auch an die Kunst der Herstellung von Parfüm, die auch immer eine Verbindung von Natur und Wissenschaft ist. Das Team hinter den Eau de Parfums ist ausgezeichnet, wortwörtlich. Olivier Cresp wird 2012 vom französischen Kulturminister mit dem Titel „Chevalier des Arts et des Lettres“ benannt und erhält 2018 auch den Lifetime Achievement Award der Fragrance Foundation. Nathalie Lorson, selbst in Grasse geboren, hat als eine von wenigen Frauen die dortige renommierte Parfümerieschule Roure Bertrand Dupont besucht. Ilias Ermenidis studiert vor seinen Stationen in Athen, Istanbul, Genf und NYC in Paris Parfümerie.
Die bisher vier erschienenen „Flora Danica„-Düfte, entwickelt in Dänemark und produziert in Frankreich, sind unisex und können als Layering oder einzeln getragen werden: „1761“ ist den Pionieren gewidmet, die umdenken, untypisch sind, wie „Flora Danica“-Initiator Frederik V. von Dänemark selbst. „1761“ ist ein Mix aus Zitrusfrüchten und Gewürzen. Zitrone, Kardamom, schwarzer Pfeffer. Der Duft „Flower Muse“ widmet sich der wilden Natur Dänemarks und enthält unter anderem Lavendel und rosa Beeren, Jasmintee und weißen Mohn. „Soul Garden“ ist der Geruch eines wilden Gartens im Regen, mit aromatischem Eisenkraut, Holunder- und Orangenblüten, Vetiver und Zistrose. „Amber Echo“, das vierte Parfüm der Kollektion, ist wie eine Art später Sommertag in Stockholm und enthält Jasmin, Karottensamen und Engelwurz, Weihrauch, Myrrhe und weißen Moschus.
Die Duftkollektion ist eine Enzyklopädie an sich, so als würden die Illustrationen der „Flora Danica“ durchblättert und vertont, natürlich in Duftnoten. Alle Eau de Parfums enthalten einen hohen Anteil an Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs, immer über 80 bis hin zu 92 Prozent. Dicht bewachsene Gärten, Kräuterwiesen, Felder und andere, besondere Orte der Natur Dänemarks sind immer wieder auch Treffpunkte, an denen die Düfte präsentiert werden, etwa bei einem Picknick, wie zuletzt in Kopenhagen. Bei 54 Büchern der „Flora Danica“ ist die Wahrscheinlichkeit einer Erweiterung der „Flora Danica Parfums“-Kollektion natürlich sehr hoch und König Frederik V. von Dänemark wäre davon mit Sicherheit der größte Fan.