Im Vergleich zu den 2000ern gibt es natürlich einen Unterschied zum heutigen Publikum. Ich erinnere mich, 2007 waren die Leute total wild, es gab kaum Handys. Es gibt auch Vergleichsvideos von Boiler-Room-Sets online, von damals und heute. Wie siehst du das?
Es ist der Einfluss des Internets und der Handys. Ich bin ziemlich schnell in die Poprichtung gegangen, im Gegensatz zu anderen Künstlern, die im Boiler Room aufgelegt haben. Aber trotzdem denke ich, dass viele der Shows sehr intensiv sind und nicht alles dokumentiert werden kann, etwa Gefühle. Ich bin auch immer wieder überrascht, wenn ich durch die Menge surfe und rumspringe, dass ich plötzlich denke: „Hoffentlich macht jemand ein Bild davon.“ Und dann am nächsten Tag: nichts. Wenn die Leute wirklich im Moment versinken und es genießen, zücken sie nicht ihr Handy. Sie haben Spaß oder sind in Bewegung. Wenn alle ihre Handys auf einmal rausholen, bekommt man immer nur die gleichen Videos vom selben Event, was irgendwie enttäuschend ist. Das jetzige Publikum ist vielleicht auch ein bisschen jünger und hat mehr Zugang zu Technologie.
Wenn du an Musik aus Deutschland denkst, was fällt dir als Erstes ein?
Ich denke an Berlin. Ich denke an David Bowie und Iggy Pop. Die beiden sind einfach riesige Einflüsse für mich. Bowies ganze Berlin-Ära ist enorm. Ich schätze, es ist schwer, nicht an Techno und Berghain zu denken. Aber ich bin weniger in richtigem Techno und mehr in Electro und Minimal Techno unterwegs, was eher aus Köln kommt.
Könntest du dir vorstellen, so etwas wie die Bowie-Trilogie speziell in Berlin zu machen?
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ein Album zu machen, das auf einem bestimmten Ort basiert. Das erste Album fand in New York statt. Ich fand die Idee schon immer cool, irgendwo für ein paar Monate zu verschwinden, Musik zu schreiben, sich von der Stadt oder der Erfahrung dort inspirieren zu lassen. Also, Berlin steht auf jeden Fall auf meiner Liste.
Deutschland hat eine reiche Tradition in elektronischer Musik, hat das deine Musik beeinflusst?
In letzter Zeit bin ich total auf Kompakt Records, das ist das Kölner Label für Micro House und Minimal Techno. Ihre Art, mit Raum und Sounddesign zu arbeiten, ist so simpel und kann sowohl in einer tanzbaren Weise als auch in einer Sound-Landschaft unglaublich effektiv sein. Sie haben auch Wolfgang Voigt aka „GAS“ herausgebracht, der einfach unglaublich schöne Ambient-Musik macht. Das ist das, worüber ich nachdenke. Ich habe auch ein paar Freunde dort, die gerade Teil der Indie-Underground-Szene sind.
Man könnte sagen, du magst Berlin.
Ja, tatsächlich sehr. Ich bin immer gerne dort. Vielleicht liegt es daran, dass ich dort schon Freunde hatte und jetzt noch ein paar mehr habe, aber es gibt einfach etwas sehr Einladendes an der Stadt, das ich nicht ganz erklären kann. Ich weiß nicht, ob alle im Tour-Team das genauso empfinden wie ich. Ich mag das Essen, und die Leute sind einfach großartig. Und die Beziehung zu elektronischer und Tanzmusik ist einfach legendär.
Hast du einen deutschen Künstler, mit dem du gerne zusammenarbeiten würdest, oder jemanden, den du bewunderst?
Etwas mit Kraftwerk zu machen, wäre echt cool, aber ich weiß nicht genau, wie viele von ihnen noch am Leben sind. Florian Schneider ist ja gestorben. Aber Ralf Hütter lebt und ist immer noch aktiv. Das wäre auf jeden Fall ziemlich cool. Zumindest für mich.
Hast du einen Lieblings-Soundtrack?
Viele. Ich liebe den Soundtrack und Score von „Drive“. Der von „Challengers“ war auch richtig gut. Das ist gerade mein aktueller Favorit. Der Film ist natürlich großartig.
An welchen Projekten arbeitest du gerade? Gibt es etwas, worauf du dich in naher Zukunft besonders konzentrierst? Dein Manager Bryce erwähnte Dance-Musik während unseres Shootings.
Ja, eine Dance-EP wird rauskommen. Das sind Tracks, die ich beim DJing spiele, also instrumentale Club-Sachen. Dann gibt es noch ein paar andere geheime Projekte. Ich weiß nicht, ob ich schon etwas dazu sagen darf, aber sie sind über das Jahr verteilt geplant. Eswird zwei Projekte geben und bisher eine spannende Zusammenarbeit mit einer Dame.
Eine Dame, mit der du schon gearbeitet hast?
Nein (lacht).
Wenn du ein deutsches Lied oder Album empfehlen könntest, welches wäre das und warum?
Das ist eine wirklich schwierige Frage. Vielleicht „Autobahn” von Kraftwerk. Ich habe das schon in sehr jungen Jahren entdeckt und es hat eine universelle Anziehungskraft. Als Kind mochte ich das Lied und als Erwachsener schätze ich es noch viel mehr.