Modedesignerin Magda Butrym zeigt mit ihrer neuen H&M-Designkooperation, wie vielfältig Femininität sein kann

Die H&M-Designkooperationen sind in den vergangenen 21 Jahren zu einem Popkultur-Phänomen geworden. Ursprünglich als zeitlich begrenzte Fusion zwischen High Street und High End gedacht, haben sich die H&M-Designkooperationen mit Entwürfen von Karl Lagerfeld, Maison Martin Margiela und Comme des Garçons mittlerweile auch zu einer Plattform für junge Designer und Avantgarde-Labels entwickelt: Erdem, Toga Archives und ganz aktuell Magda Butrym. Die polnische Designerin verbindet Looks der Straßen mit klassischem Tailoring und romantische Motive mit kraftvollen Silhouetten. Wir sprachen mit der in Warschau lebenden Magda Butrym anlässlich der deutschen Kollektionspremiere im Funkhaus Berlin.

TUSH: Magda, du wurdest vom Pariser Modeverband Fédération de la Haute Couture et de la Mode als Mitglied akkreditiert, was sowohl prestigeträchtig als auch nischig ist – es ist nur wenigen Kreativen vorbehalten. Deine Kooperation mit H&M hingegen spricht eine viel breitere Zielgruppe an. Ist diese Freiheit, sich nicht zwischen Nische und Mainstream entscheiden oder bewerten zu müssen, ein Aspekt, der besonders prägnant für Kreative in der heutigen Zeit ist?

Magda Butrym: Es ist ein Privileg, verschiedene Zielgruppen ansprechen zu können, ohne sich zwischen ihnen entscheiden zu müssen. Von der Fédération de la Haute Couture et de la Mode akkreditiert zu werden, ist eine unglaubliche Ehre und eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wird und ein großes Zeichen der Anerkennung für das eigene Handwerk. Gleichzeitig hat eine Kooperation mit H&M ihre ganz eigene Magie. Die Designer-Kooperationen mit H&M sind legendär und ein kulturelles Phänomen, das die Modewelt seit Jahrzehnten prägt. Ich erinnere mich daran, wie ich die Ankündigungen staunend verfolgt und mir selbst Teile der Kollektionen gekauft habe. Nie hätte ich mir erträumen können, dass eine Designerin aus Polen eingeladen wird, Teil dieser Geschichte zu werden. Als H&M mich kontaktierte, konnte ich es kaum glauben. Luxus-Ready-to-Wear-Designer aus Osteuropa sind bis heute noch rar gesät. Unsere Industrie ist dominiert von legendären Modehäusern aus Paris, London, Mailand, und auf diesem Level zur Kenntnis genommen zu werden – von H&M sowie auch von der Fédération de la Haute Couture et de la Mode – das ist monumental. Dabei geht es mir nicht nur um den persönlichen Erfolg, sondern auch um das Brechen von Barrieren. Ich hoffe, dass das eine starke Botschaft an Designer auf der ganzen Welt ist – von Polen bis Brasilien, von China bis Südafrika –, nämlich, dass es nicht den einen Weg zum Erfolg in der Mode gibt. Man muss nicht in einer der traditionellen Modemetropolen ansässig sein, um sich zu etablieren. Die Welt verändert sich, und es gibt Platz für neue Stimmen, neue Visionen und neue Ursprünge. Für mich ist genau das das Spannendste an der Modewelt von heute: Alles ist möglich.

"An manchen Tagen möchte man mutig und sichtbar sein, an anderen möchte man sich geborgen und geschützt fühlen – genau dabei können Silhouetten eine so wichtige Rolle spielen."

TUSH: Was erhoffst und wünschst du dir von deiner Kooperation mit H&M?

Magda Butrym: Ich feiere mit dieser Kollektion mein eigenes Labels, aber auch meine Heimat Polen und generell das Frausein. Wir laden mit dieser Kollektion Frauen in eine romantische, slawische Welt ein – an einen Ort, an dem Mode und Femininität sich entfalten können. Ich sehe diese Kollektion als eine Art Geschenk für alle Frauen weltweit, an unserem Universum teilzuhaben. Das hat so jemand aus meinem Team gesagt, als wir mit der Kollektion begonnen haben, und ich fand diesen Satz so schön. Als ich die Kollektion entworfen habe, bei der Auswahl der Kleider und der Produkte, ist mir dieser Satz so oft wieder ins Gedächtnis gekommen. Ich habe die ganze Zeit an Frauen gedacht: daran, was sie wirklich wollen und sich wünschen.

TUSH: Welche universelle Botschaft tragen deine Designs, unabhängig von der Zielgruppe – sei es Prêt-à-porter und Boutique in Paris oder in hunderten Filialen von H&M weltweit?

Magda Butrym: Im Herzen meiner Designs steht das Empowerment des Weiblichen – etwas, das für Komplexität, Kontrast und Individualität steht. Magda Butrym steht auch schon immer für Dualität: Sinnlichkeit in Balance mit Stärke, Zartheit im Kontrast zu Struktur. Diese Kollektion verkörpert das durch Teile wie den skulpturalen Ledermantel, kombiniert mit einem zarten Kleid – es ist diese Spannung, die unsere Frau zum Leben erweckt. Ich sehe jedes Design als Ausdruck von Stärke, aber nicht als eine einheitliche Art von Stärke. Ein Minikleid kann genauso viel Kraft ausstrahlen wie eine auffällige, gepolsterte Jacke. Für mich bedeutet Empowerment, zu sich selbst zu stehen – zu der eigenen Identität, dem eigenen Körper und der eigenen Stimmung.

"Letztlich geht es in dieser Kollektion darum, Frauen die Freiheit zu geben, das zu wählen, womit sie sich am meisten wie sie selbst fühlen."

Ich liebe die visuelle Wirkung, wenn ein übergroßes Teil über etwas Kurzes und Schmales gelayert wird. Das erzeugt emotionale Narrative. Die Rose, ein zentrales Motiv dieser Kollektion, bringt diese Idee perfekt zum Ausdruck. Sie kann sich weit öffnen, aufblühen oder sich schließen, je nach Moment. Genau das wollte ich zeigen: Stärke ist nicht eindimensional. Sie kann romantisch, zurückhaltend, verführerisch oder sanft sein.

H&M X Magda Butrym ist ab dem 24.04. in ausgewählten Filialen von H&M und online erhältlich. Mehr über die Kooperation findet ihr auch in der neuen Ausgabe von TUSH.

Interview: Fabian Hart

Erstes Bild: TUSH 56, MODEL Annick Agbo/Modelwerk PHOTO Armin Morbach STYLING Samir Duratovic HAIR & MAKE UP Sophie Lerche/Bigoudi FINAL TOUCH Jan Wischermann DIGITAL OPERATOR Ariel Oscar Greith PRODUCTION Anna Thalmayr

Fotos im Text: PR

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