„Ich betrete in Romeo und Julia die Bühne, und dann ist da der Geruch von diesem Gefühl auf dem Balkon!“
Inspiriert vom neuen Eau De Parfum LV LVERS von LES PARFUMS LOUIS VUITTON
Hauptnoten des Eau De Parfum LV LVERS sind Ingwer, Zedernholz, Galbanum und Sandelholz, von LES PARFUMS LOUIS VUITTON, inspiriert vom neuen Eau De Parfum LV LVERS von LES PARFUMS LOUIS VUITTON
„Ich betrete in Romeo und Julia die Bühne, und dann ist da der Geruch von diesem Gefühl auf dem Balkon!“
Julian MacKay ist ein Ballettsuperstar und seine Vita selbst bühnenreif: Im Alter von 11 Jahren zieht er aus seiner Heimat Bozeman nahe dem Yellowstone-Nationalpark in Montana, USA, nach Moskau, um an der Bolschoi-Ballettakademie zu studieren, die er mit einem Diplom abschließt. Mit 17 gibt er bereits sein Debüt als Siegfried in „Schwanensee“ mit dem Russischen Staatsballett in Berlin. Er ist 19, als er zum Ersten Solisten befördert wird. 2020 wechselt er als Principal Tänzer an das San Francisco Ballet, und seit 2022 tanzt der heute 26-Jährige in dieser Position am Bayerischen Staatsballett. Unser Editor-at-Large Fabian Hart hat Julian MacKay in den TUSH-Studios zum Interview getroffen und mit ihm darüber gesprochen, wie es ihm gelingt, mit seiner Karriere Schritt zu halten, welche unverzichtbare Rolle die Unterstützung seiner Familie dabei gespielt hat und wie man eine über 400 Jahre alte Kunstform wie Ballett in die Gegenwart holt.
Julian, du tanzt seit deiner Kindheit Ballett, und alle Stationen deiner bisherigen Karriere erforderten intensives körperliches Training, aber auch Disziplin und Willenskraft. Welche Form von Selbstfürsorge ist für dich als Ausgleich unverzichtbar und was können wir von dir lernen?
Jeden Morgen nach dem Aufwachen, noch bevor ich ins Theater gehe oder in ein Flugzeug steige, spüre ich in mich hinein, wie sich mein Körper anfühlt. Ich habe eine Ausbildung durchlaufen, bei der sich alles um den Körper dreht. Wenn mein Rücken auf der rechten Seite ein wenig verspannt ist, weiß ich also genau, mit welcher Dehnung ich diese Verspannung lösen kann. Für mich ist mein Körper mein Instrument und ich muss wissen, wie ich ihn stimmen kann. Viele Leute scheinen zu vergessen, dass man einiges über sich selbst erfahren kann, wenn man wirklich in sich geht und sich fragt: „Wie fühle ich mich?“ Ein Moment des Nachdenkens als eine Art Meditation und ein paar Dehnübungen, mit denen man seinen Körper wirklich spürt, können eine große Wirkung haben. Das muss nicht lange dauern, 5 oder 10 Minuten jeden Morgen reichen aus, um zu verstehen, womit man arbeitet. Wann immer ich auftrete, reist meine Faszienrolle mit mir. Die hat mich schon oft gerettet, vor allem, wenn ich einen Jetlag überwinden oder schnell auf die Bühne springen muss.
Selbstfürsorge wird oft als „Me-Time“ betrachtet. Wie stehst du zu diesem Begriff, der zu einem solchen Modewort geworden ist, auch im Vergleich zur Selbstliebe?
Ich denke, Selbstfürsorge ist bedeutender. Sich um etwas zu kümmern, das dir am Herzen liegt, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass dir das leichtfällt. Ich glaube schon, dass zur Selbstfürsorge auch gehört, die richtigen Leute um sich zu haben, die dich bei deinen verrückten Abenteuern begleiten und dir alles geben. Für mich ist das mein Bruder Nicholas, der mich immer unterstützt. Selbstfürsorge kann so weit gehen, dass man in einer bestimmten Situation einfach alles getan hat, um sich gut und sicher zu fühlen, aber den Unterschied macht dann doch dieses zusätzliche Element der Unterstützung aus. Für mich kann das ein guter Zuspruch vor einem Auftritt sein. Selbstliebe dagegen bedeutet, lernen zu akzeptieren. Als ich jünger war, habe ich entweder immer gesagt: „Diese Performance war perfekt!“, oder „Diese Performance war es nicht.“ Mittlerweile habe ich jedoch begriffen, dass Selbstliebe bedeutet, die physische Form zu akzeptieren, die man gerade hat, und dann alles zu geben. Das ist für mich sehr wichtig, denn schließlich erzähle ich Geschichten mit den Figuren, die ich auf der Bühne verkörpere, und einige dieser Charaktere sind sehr dramatisch und intensiv. Selbstliebe ist eine wichtige Grundlage dafür.
Körperliche Anstrengung oder mentale Stärke – was fällt dir leichter?
Es war für mich immer ein großer Ansporn, mich durchzusetzen, den nächsten Berg zu erklimmen und zu sehen, was danach kommt. Ich habe mich immer darauf konzentriert. Ballett hat mir als Kunstform die Möglichkeit gegeben, das in etwas umzuwandeln. Da sind die Emotionen, die körperliche Seite, die mentale Stärke, sogar die tägliche Routine. An einem Tag ist dein Körper total müde und sagt dir: „Ich kann das nicht.“ An einem anderen Tag fühlt sich dein Körper perfekt an und sagt: „Let ́s go.“ Das ist immer eine Frage der aktuellen Verfassung. Aber so oder so muss ich auf die Bühne. Wenn die Musik spielt und ich im Rhythmus bin, muss ich die perfekte Drehung performen und gleichzeitig den Charakter und die Emotionen dahinter. Es ist also immer eine Kombination aus vielen Dingen, und ich glaube, dass ich besonders gut darin bin, den mentalen Fokus mit der körperlichen Seite zu verbinden. Aber alles beginnt im Kopf.
Du tanzt Ballett, seitdem du ein kleines Kind warst. Wer hat dich damals am meisten unterstützt und dir dabei geholfen, deinen Weg zu finden?
Früher habe ich in Montana auf unserer Auffahrt Stepptanz geübt und rannte im Wohnzimmer hin und her. Meine Mutter hatte immer Angst, ich würde etwas kaputt machen. Sie und mein Vater haben mich von Anfang an sehr unterstützt. Rückblickend ist das wirklich etwas Besonderes, dass mein Vater aus Montana meine Ballettkarriere gefördert hat. Die Situation mit meiner Familie hat es mir erlaubt, schon sehr jung mit Ballett anfangen zu können. Je jünger du beginnst, eine Leidenschaft auszuleben – vor allem, wenn du weißt, dass du sie wirklich hast –, desto mehr kannst du damit erreichen, weil dir schlichtweg mehr Zeit bleibt.
Hat es auch geholfen, dass du zwei Schwestern hast, die damals schon Ballett tanzten?
Ja, meine beiden älteren Schwestern haben bereits Ballett getanzt, und ich sah ihren Weg und was möglich sein könnte. Meine Mutter und mein Vater hatten aber zunächst keinerlei Erfahrung mit Ballett, das war auch für sie eine große Lernreise: In welche Schule soll ich meine Kinder schicken? Bei wem lernen sie am meisten? Was ist eine gute Pirouette? Das waren nur einfache Dinge, aber sie schufen das Fundament für meine Karriere.
… die dich bis nach Bayern geführt hat. 2022 wurdest du Principal Tänzer am Bayerischen Staatsballett.
Um das zu erreichen, bedarf es erstklassiger technischer Fertigkeiten sowie der Fähigkeit, Tanz in eine Kunstform zu übersetzen. Inwiefern ist deine Position eine große Anerkennung und eine große Herausforderung zugleich?
Die größte Herausforderung, die sich mir heute stellt, ist, alles miteinander zu verbinden. Wir leben in einer Zeit, in der Dinge sich schnell verändern können, und ich arbeite in einer Kunstform, die über 400 Jahre alt ist. Ich versuche, innovativ zu sein und die Grenzen zu erweitern, wie diese Kunstform aussehen kann, wo man sie und wie man sie aufführen kann, und auch ein neues Publikum für sie zu begeistern. Ich bin meinem Direktor am Bayerischen Staatsballett, Laurent Hilaire, sehr dankbar, auch dafür, dass er selbst diese Karriere gelebt hat und zu seiner Zeit ein solches Idol war. Wenn ich ihn frage: „Ich werde im Dezember für einen Auftritt nach Japan reisen, passt das in den Zeitplan und zu unseren Terminen?“, dann versteht er das nicht nur, sondern er unterstützt es. Während seiner Karriere war er 300-mal dort und ich war bis jetzt vielleicht erst 10-mal dort. Um eine solche internationale Ballettkarriere aufzubauen, muss man auch ein Zuhause haben, das tausendprozentig hinter dir steht und dich unterstützt, wenn man zurückkommt. Man braucht ein ganzes Team, um diese Ballette zu inszenieren, die ich anführen darf, und ich bin sehr dankbar, beim Bayerischen Staatsballett dieses Team auch um mich zu haben.
Du bist auch eine Art Testimonial für das Haus geworden und sagst selbst, es sei wichtig, neue Zielgruppen zu erreichen. Deine knapp 300.000 Follower auf Instagram folgen deinen Auftritten online, lieben und liken und teilen deine Videos, aber wie bringst du sie dazu, dir auch ins Theater zu folgen?
Vor fünf Jahren habe ich mit meinem Bruder Nicholas eine Produktionsfirma gegründet, MacKay Productions. Unser ursprüngliches Ziel war es, durch Videos und Fotos zu zeigen, wie meine tägliche Arbeit so aussieht. Dabei haben wir festgestellt, dass es der gesamten Branche an kreativen Inhalten und Ideen fehlt, die Ballett einem breiten Publikum näherbringt, hochwertig umgesetzt. Wir haben an einer Ballettproduktion in Montana und an einer auf den Malediven gearbeitet, und als ich auf der Seite der Produktion stand, konnte ich sehen, wie sich alles zusammensetzt. Du triffst all diese verschiedenen Leute und gehst nicht davon aus, dass jemand, der dich bei einem Auftritt auf einer Insel auf den Malediven sieht, nach München kommen würde, um dich auch dort auftreten zu sehen. Doch Tatsache ist, dass viele Leute dort hinkommen, wo immer ich tanze. Das Schönste an meiner Arbeit als Tänzer ist, dass, wenn ich reise und an verschiedenen Orten arbeite und all diese Gefühle von Herzschmerz bis Glück mit dem Publikum teile, ich ganz viele Menschen auf unterschiedliche Weise berühre und vielleicht erst später davon erfahre, sei es in Chile oder in China, Europa, Japan oder in den USA. Mit Projekten wie „Swan Lake“ unter freiem Himmel am Yellowstone in Montana, bekommen die Leute einen Vorgeschmack und denken: „Vielleicht sollte ich mir ,Schwanensee‘ einmal in voller Länge ansehen, denn der sterbende Schwan sieht vor einem Sonnenuntergang wirklich schön aus!“ Bei MacKay Productions geht es also darum, Menschen auf kreative Weise zu erreichen und ihnen diese unglaublich schöne Kunstform vorzustellen. Manchmal braucht es einfach nur einen ersten Schritt, um sich zu verlieben.
Mit welcher Aufführung oder Produktion deiner bisherigen Karriere verbindest du eine ganz besondere Erinnerung?
Da gibt es zwei. Ich glaube, die erste war im Oktober letzten Jahres. Da habe ich „Le Parc“ am Bayerischen Staatsballett getanzt, ein Ballett über die Liebe und all die Verwicklungen, die sie mit sich bringt. Mein Direktor, Laurent Hilaire, war damals Teil der Originalbesetzung. Das Ballett wurde vor 30 Jahren von dem wunderbaren Choreografen Angelin Preljocaj uraufgeführt, und ich konnte das Erbe von Laurent Hilaire in einen modernen Kontext übertragen und mit ihm daran arbeiten. Wir haben das jetzt auf so vielen Veranstaltungen aufgeführt und die Videos dazu wurden millionenfach angesehen. Es ist doch spannend, wie etwas, das 30 Jahre alt ist und nicht gerade als supermodern bezeichnet werden kann, immer noch so viele Menschen anspricht. Für mich war das ein großer Moment, denn ich bin mit „Le Parc“ aufgewachsen. Die andere Aufführung war „Giselle“ in Japan mit dem Regisseur Tetsuya Kuma- kawa, den ich sehr bewundere. Er hat dort eine wunderbare Kompanie aufgebaut, K-Ballett, und ich habe als erster männlicher Gast-Principal überhaupt dort in „Giselle“ getanzt. Das war einfach ganz besonders für mich, denn „Giselle“ hat meine Karriere stark beeinflusst und alle wichtigen Momente, durch die ich mich etablieren konnte: vom großen Wettbewerb, an dem ich teilnahm, um meine erste Rolle zu bekommen, bis hin zu einer der ersten Hauptrollen, die ich getanzt habe.
Welche Musik beflügelt dich – auf der Bühne und dahinter?
Ich liebe gut produzierte Sounds. Das kann etwas ganz Einfaches sein, wie eine einzelne Geige, oder etwas sehr Komplexes, wie 808 Beats. Ich mag es, wenn Musik ein Gefühl auslöst. Mein ganzes Leben schon bewege ich mich zu einer Art von Rhythmus und Tanz und Gefühl. In Montana waren es früher das Rauschen der Bäume und das Geräusch von Kies, auf dem ich eine Drehung übte, und jetzt sind es diese wunderbaren Orchester und Symphonien. Wenn ich in Montana bin, höre ich viel Country-Musik. Ich bin auch ein großer Fan von John Mayer. Es hängt aber immer auch davon ab, wo ich gerade bin. Manchmal ist es die unglaublichste Jazzmusik um 3 Uhr morgens – in einem 7-Eleven in Tokio!
Wir führen heute das Interview im Make-up- und Styling-Raum. Es ist klar, dass Kleidung ein wichtiges Element ist, um in eine Rolle zu finden, aber auch Make-up und Parfüm tragen einen Charakter. Kann ein Duft dir dabei helfen, eine Rolle glaubwürdig zu spielen?
Ein Duft kann eine sehr große Rolle spielen. Stelle dir Folgendes vor: Ich tanze in „Romeo und Julia“, betrete die Bühne, und dann ist da der Geruch von diesem Gefühl auf dem Balkon! Man muss sich nicht nur in die Figur hineinversetzen, sondern auch in den Moment, und Düfte, Erinnerungen und Assoziationen sind dafür wichtig.
Kannst du das Gefühl vom Geruch auf dem Balkon beschreiben?
Ich stelle mir diese italienische Stadt mit all den Blumen vor, die dort wachsen, vielleicht fließt da auch ein kleiner Bach. Am Himmel leuchtet das Mondlicht und das Gefühl von prickelnder Kälte …
… alles Vorstellungskraft.
Ja. Wenn ich in „Schwanensee“ auf der Bühne an den See herantrete, kann ich den Sumpf förmlich riechen! Je mehr Charaktere ich verkörpere, desto mehr Dinge entdecke ich, die ich fühlen kann. In meiner Rolle als Romeo betrete ich zu Beginn des zweiten Aktes die Bühne mit einem Bouquet Lilien, und so duftet es auf der Bühne tatsächlich nach Lilien. Wenn ich zu Julias Grab gehe und meine Trauer zeige und um Vergebung bitte, dann ist dieser Duft eng mit meiner Figur verbunden. Das gilt auch für die Kostüme, die manchmal schon sehr lange in den Theatern verwendet werden, und die Reise, auf die man sich dann mit einem Umhang begibt oder mit einem Leder- und Leinenkostüm, das man trägt. Das ist auch eine Reise der Sinne, gerade wenn es um Liebe geht. Romeo und Julia haben eine so intime Verbindung, dass ab einem bestimmten Punkt der Geruch der Person, mit der man tanzt, und die Verbindung, die man mit ihr hat, entscheidend sind, um diese Liebe vollständig zum Ausdruck zu bringen.
Foto ARMIN MORBACH
Haare & Make-up MICHAEL MAYER Ballsaal
Interview FABIAN HART
Styling SIMON RIEPE Ballsaal
Prop Styling THERESA ROHÉ
Nägel ILONA SAHYOUN
Talent JULIAN MACKAY MacKay Productions
Casting HENDRIK SIMON
Bildbearbeitung MIRIAM CAVALLI
Digital Operator ALEXANDER SCHREITER
Beauty Direction LAURA DUNKELMANN
Video SIN HUH