AB INS BEET

AUF DER BÜHNE ERLEBT LUKE HEMMINGS SEINE BLÜTEZEIT, FÜR GIVENCHY BEAUTY FOLGT DER SCHMETTERLING EINER ANDEREN DUFTSPUR.

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Es regnet in Strömen in L. A., als Luke Hemmings sich zu unserem Zoom-Call dazuschaltet. Gerade noch so findet der Frontmann von 5 Seconds of Summer (5SOS) Zuflucht in seinem Auto am Rande einer ruhigen Straße, nicht weit entfernt vom großen Hollywood Sign. Ein Blick in den Rückspiegel: Im Alter von knapp 16 Jahren finden sich Luke und seine Bandkollegen von 5SOS im Mittelpunkt einer internationalen Fanbase wieder. Durch Songs, die vor allem durch die bandeigene jugendliche Euphorie begeistern, geraten die Australier inmitten des YouTube-Wahns der 2010er-Jahre in einen regelrechten Höhenflug. Aber was passiert, wenn Boybands erwachsen werden? Nach einer Dekade von Pop-Punk-Einflüssen, und ein wenig mehr Brustbehaarung befasste sich Luke erstmals mit seiner Solokarriere und veröffentlichte 2021 sein Debütalbum „When Facing the Things We Turn Away From“; ein Einblick in die Hürden und Erfolge der letzten Jahre, wie er uns später verrät.

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ES SIND FAST ZEHN JAHRE VERGANGEN SEIT „SHE LOOKS SO PERFECT“ UND „DON’T STOP“. WIE IST DAS LETZTE JAHRZEHNT
FÜR DICH VERLAUFEN?

Ich lebe meinen Traum, was soll ich sonst sagen? Es war alles sehr intensiv. Man hat es einfach so hingenommen, wie es kam. Seit elf Jahren, seit ich erwachsen bin, ist das mein ganzes Leben. Schon verrückt, was da alles so auf uns eingestürmt ist. Ich weiß nicht, ob wir uns diese, wenn auch verhältnismäßig kurze, Pause gegönnt hätten, wenn Covid nicht passiert wäre. Es fühlt sich sonst eigentlich immer sehr schnelllebig an, ich muss oft innehalten, um das Ganze geistig zu erfassen – wenn ich das letzte Jahrzehnt beschreiben müsste, dann sind es lauter solche Momente.

HATTEST DU INMITTEN DES TRUBELS JEMALS DAS GEFÜHL, ETWAS ZU VERPASSEN?

Ich denke, es sind sehr prägende Jahre, also gibt es wahrscheinlich einige Lebenskompetenzen, die ich verpasst habe. Man fragt sich rückblickend: Wann hätte ich das lernen sollen? Und dann versucht man, diese Lücken irgendwie zu füllen. Ich musste emotional aufholen, aber auch bei Dingen wie Wäsche waschen, Besorgungen machen und so weiter. Es gibt belang- vollere Sachen, wie die Tatsache, nicht in der Nähe meiner Familie gewesen zu sein, mal ganz abgesehen davon, dass ich mein Zuhause generell vermisst habe. Aber dann fängt man an, all diese Gedanken in eine andere Perspektive zu rücken: Wir haben das getan, was wir schon immer tun wollten: Musik schreiben und performen.

ICH ERINNERE MICH AN 2014 UND 2015, SCHWARZE, ZERRISSENE SKINNY JEANS UND VANS. WO STEHST DU JETZT, WAS DEINEN STIL ANGEHT?

Pop-Punk war schon immer eine große Inspiration, und das war eben der Stil all dieser Bands wie z. B. Green Day, Blink 182 und Silverchair. Damals war ich ein absoluter Spätzünder und musste erst in meine Identität reinwachsen. Ich glaube, es war bei dem Rest der Jungs ähnlich. Wir hatten eine Sache gefunden, die funktionierte, und sind einfach dabeigeblieben. Ich empfand es auch einfach als Risiko, etwas anderes als das zu tun, vor allem vor Publikum. Um das dritte Album herum habe ich angefangen, mich ein bisschen mehr zu entfalten. Unsere Musik veränderte sich und damit auch unsere Stile. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich selbst schon ein bisschen besser verstanden. Von da an hat es sich einfach weiterentwickelt, und ich glaube, das tut es immer noch.

MITTLERWEILE BIST DU JEMAND, DER SICH AUCH GERN MAL JENSEITS DES BINÄREN BEWEGT. WAR DAS SCHON IMMER INTERESSANT FÜR DICH ODER IST DAS ETWAS, DAS DU ERST NACH UND NACH FÜR DICH ENTDECKT HAST?

Dort, wo ich aufgewachsen bin, war man dafür über- haupt nicht offen, jeder trug das Gleiche. Ich hatte das lange Zeit gar nicht auf dem Radar. Und natürlich mache ich nichts, was nicht schon jemand anderes vor mir gemacht hat. Ich denke, es war 2017, als ich ganz einfach mit Glitzer und Nagellack experimentiert habe. Von dort aus hat sich das dann etwas ausgeweitet, aber es war tatsächlich schon immer etwas, was mich faszinierte. Es hat einfach eine Weile gedauert, bis ich diesen Teil von mir selbst gefunden habe. Ich fühle mich dabei hübsch, und wer möchte sich nicht so fühlen? Wenn du nur mit einem Tracksuit auf die Bühne gehst, wäre das vielleicht cool. Ich bin aber kein extrovertierter Mensch, ganz im Gegenteil, und wenn ich dann auftrete und mich übergroß fühle, ist das fast so, als würde ich eine Figur spielen. Das Make-up hebt das nur hervor und macht mich zu jemandem, der nicht introvertiert und in Gedanken versunken ist. Das ist sozusagen der Ursprung des Ganzen.

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WIE KÖNNEN WIR TOXISCHE GENDER- VORSTELLUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ÜBERWINDEN UND HEILEN?

Ich denke, ein Großteil der Stigmatisierung, die wir erfahren, kommt von Menschen, die ihre eigenen Unsi- cherheiten auf uns projizieren. Ich kann das jetzt besser verstehen, weil ich an einem Ort aufgewachsen bin, der in dieser Hinsicht sehr toxisch war. Ich komme aus dem Westen Sydneys, und der war sehr konservativ. Wenn du ein Mann bist, musst du eben richtig „männlich“ sein, und das ist meiner Meinung nach einfach Schwachsinn. Und ich glaube, das bleibt bei einem hängen, wenn man so aufwächst. Es gab eine Zeit, in der ich nach Hause ging und auf der Bühne kein Make-up tragen wollte. Das hätte ich auf gar keinen Fall getan, während ich jetzt einfach das mache, womit ich mich am wohlsten fühle. Persönliches Wachstum bedeutet, sich selbst an erste Stelle zu setzen und zu akzeptieren, dass die Leute so oder so denken werden, was sie wollen. Also kannst du auch einfach tun, was du willst. Das ist die Art und Weise, wie ich es jetzt zu sehen versuche. Es klingt sehr einfach und banal, aber weiter wüsste ich auch nicht.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH NACHTRÄGLICH ZUR VERÖFFENTLICHUNG DEINES ERSTEN SOLOALBUMS, „WHEN FACING THE THINGS WE TURN AWAY FROM“. VON WELCHEN DINGEN WENDEST DU DICH DIESES JAHR AB UND WAS STEHT DIR BEVOR?

Ich stelle mich mir selbst und versuche, freier mit Sachen umzugehen. Mein Wunsch ist es, alles ein bisschen mehr zu genießen. Ich mache mir immer Sorgen darüber, was morgen passieren wird. Ich bin nicht wirklich präsent oder genieße den Moment nicht in vollen Zügen. Vermutlich sagt das jeder, aber ich glaube, es ist wichtiger denn je, in der Gegenwart zu leben. Wir sind immer auf der Suche nach der nächsten Sache. Man will zu Hause sein, wenn man unterwegs ist, oder unterwegs, wenn man zu Hause ist. Erst wenn es vorbei ist, sieht man dann, was man an der Sache eigentlich hatte, und ärgert sich; eben kein „Live Fast, Die Young“. Ich glaube aber auch, dass dieses Jahr ein kreatives für mich wird. Ich möchte mich in neuen Sachen ausprobieren. Mal gucken, was sich mir für Türen öffnen werden.

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WELCHE ART VON KREATIVEN IDEEN HAST DU IM SINN?

Das kann ich noch nicht genau sagen. Aber auch allgemein möchte ich mich nicht einschränken, indem ich neue Wege ausschließe. Musikalisch etwas allein zu machen, wie das Album, war zunächst super beängstigend. Es war letztendlich aber auch so ermutigend, weil es das erste Mal seit langer Zeit war, dass ich etwas Neues ausprobiert habe. Ich liebe es natürlich, in der Band zu sein, das ist meine Homebase. Aber das Soloalbum ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich dazu in der Lage sein würde, und jetzt, wo ich es geschafft habe, möchte ich diesen Weg weitergehen.

WIE BRINGST DU DIE ARBEIT AN DEINER SOLOKARRIERE UND DIE ARBEIT MIT DER BAND UNTER EINEN HUT, UND GIBT ES ÜBERSCHNEIDUNGEN?

Ich habe das Gefühl, dass es beim ersten Album ein bisschen einfacher war. Wir waren im Lockdown und alles, was auf dem Plan der Band stand, musste abgesagt werden. Ich hatte plötzlich mehr freie Zeit als in den letzten 10 Jahren zusammen. Ich denke, ich hätte kein Soloalbum gemacht, wenn es nicht so gekommen wäre. Mit vier Leuten in der Band, die alle großartige Songwriter sind und ihre eigenen Projekte in der PipeLine haben, habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich für jeden von Vorteil ist, sich auszuprobieren. Ich habe mir vorgestellt, wie es wohl wäre, einen Song von Anfang bis Ende selbst zu produzieren, und habe in dem Prozess so viel dazugelernt. Wenn ich im Nachhinein zur Band zurückkehre, habe ich das Gefühl, dass ich mehr über den Aufnahmeprozess weiß und dadurch ein besseres Bandmitglied sein kann.

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WIE HABEN DAS ALLEIN-FÜR-SICH-SCHREIBEN UND KOMPONIEREN DEINEN SOUND VERÄNDERT?

Ich weiß nicht, ob sich mein Sound dadurch großartig verändert hat, aber ich fühle mich sicherer denn je. Wenn man in einer Band ist, hat man den Luxus, sich auf andere Leute stützen zu können und zu fragen: Was hältst du hiervon? Findest du das gut, oder sollten wir das ändern? Oder jemand wird dich, wenn du auf dem richtigen Weg bist, ermutigen weiterzumachen. Es ist diesmal eben nur Input meinerseits. Ich musste meinen Instinkten vertrauen und anfangs erst mal verstehen, wie ich mich überhaupt anhöre.

DU HAST KEINE FEATURES AUF DEINEM ALBUM. WAR ES DIR WICHTIG, DEIN ERSTES SOLOALBUM WEITGEHEND OHNE GÄSTE ZU GESTALTEN?

Nach 10 Jahren on Tour, war es ganz gut, sich mal allein mit seinem Unterbewusstsein auseinanderzusetzen. Das Album ist so persönlich und emotional für mich, dass es sich nicht wirklich für Features angeboten hat. Vielleicht irgendwann einmal, aber ich denke, es muss dann auch einfach perfekt passen. Und wer weiß, was jetzt demnächst noch kommt. Aber ich glaube, der Sinn und Zweck, etwas allein zu machen, ist es, gewohnte Hilfsmittel wegzulegen.

WAS HAST DU WÄHREND DES SCHREIBENS VON „WHEN FACING THE THINGS WE TURN AWAY FROM“ ÜBER DICH SELBST GELERNT?

Neugefundene Empathie und Liebe mir selbst gegen- über. Die Geschichten dieser Songs und die Texte sind größtenteils Dinge, mit denen ich mich selbst zum ersten Mal beschäftige. Es ist fast wie Tage- buch schreiben, du hast zunächst keinen Plan, wie du anfängst. Du setzt dich hin und etwas kommt dabei heraus, dass du dann zu entziffern versuchst.

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Foto DOMEN & VAN DE VELDE

Model LUKE HEMMINGS / ST. PR

Fashion Editor DINA VIBES

Interview AFRA UGURLU

Make-up SHOICHIRO KASHABE

Haare JOERI ROUFFA

Styling ANDREW PHILIP NGUYEN

Styling-Assistenz JESSE ZAPATERO, JULIA VINDER

Fotoassistenz LAURA BERROU

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