VON EUROPA AUS BETRACHTET WIRKEN VISUALS AUS
DEN USA OFT SEHR GLATT, POLIERT, PERFEKT – UND
ES GEHT VIEL UM KLASSISCHE ATTRAKTIVITÄT. MILK IST
ANDERS. WIE ANDERS?
GEORGIE: Ich denke, Frauen sind smarter, sie brauchen kein sexy Girl, das ihnen weismachen will, dass sie diesen oder jenen Lippenstift wollen. Uns hat das ja auch nicht angesprochen! Wir sind normale Frauen, haben ein echtes Leben – und es ist gut, dies auch zu kommunizieren. Keiner muss zum „Dreamgirl“ werden. Ich bin froh, dass es sich weiterentwickelt, dass wir auch Transgender sehen und Männer.
DIANNA: Vielleicht läuft viel nackte Haut und sexy auf Instagram noch, weil es so einfach zu verstehen ist. Aber wenn es um Beautyprodukte geht, schauen die Leute doch darauf, was sie sich auf die Haut schmieren und was auf lange Sicht effektiv ist.
ES GEHT UM DEN „SPIRIT“?
G Absolut! Aber es liegt auch daran, dass New York die Base ist. Menschen kommen hierher, um sich neu zu erfinden, und gleichzeitig zieht es die ambitioniertesten, zielstrebigsten
Leute an. Wir haben hier auch die größte Gay-Community, und dafür gibt es einen Grund – hier kann man frei sein. Es sind Menschen aus aller Welt in der Stadt, nicht nur „New-York-People“ – und der Spirit ist auch in unserer Marke. Wir machen moderne Produkte, die auch sehr hohen Ansprüchen gerecht werden und global funktionieren.
VOR VIER JAHREN HABT IHR MILK GEGRÜNDET, JETZT
KOMMT MILK NACH DEUTSCHLAND – WAS HAT SICH
SEITDEM IN DER BRANCHE GETAN?
G Heute sind die Leute viel wachsamer, was die Inhaltsstoffe angeht. Wir alle sind aufmerksamer, auch was das Soziale angeht oder Nahrungsmittel. Glücklicherweise haben wir das von Anfang an bedacht, weil es für uns schon immer wichtig war. Inzwischen gibt es Stores, die nur noch cleane Beautyprodukte verkaufen. Als wir auf den Markt kamen, existierte das noch nicht. Der soziale Wandel zeigt sich an der Optik der Beautyindustrie. Es gab wenig oder keine Make-up-Brands, die auch Männer zeigten – jetzt erscheinen ganze „Male“-Linien. Wir haben schon immer ein sehr diverses Casting gehabt, für uns ist das normal, jetzt fangen aber viele damit an.
WAR ES SCHWER AM ANFANG?
G Sephora hat uns sehr unterstützt, das hat es einfacher gemacht. Sie haben gesehen, wofür wir stehen, dass wir authentisch die Jugendkultur reflektieren. Sie haben das Potenzial erkannt und die Lücke im Markt. Das gab uns natürlich Selbstbewusstsein und den Mut, andere Produkte als die Mitbewerber zu lancieren. Wie Kush Mascara. Was übrigens viele für eine schlechte Idee hielten, aufgrund der Drogenreferenz. Unsere Bildwelt ist nicht klassisch, weil wir nicht direkt Produkte damit anpreisen, sondern erst mal für unsere Kultur begeistern: ein freies Leben, Individualität und Kreativität.