Changierend von Moosgrün zu Petrol wie eine Pfauenfeder, Farbverläufe von Goldglänzend zu Metalliclila wie auf dem Panzer eines Skarabä- uskäfers: Die neue temporäre Haarfarbe Colour Alchemy eröffnet ein völlig neues Spektrum im Feld der Koloration. Die fünf Nuancen reagieren auf Licht und Temperatur und transformieren sich, das Finish ist fast irisierend-holografisch. Und vor allem: ungesehen. Zusammen mit der „Material- Alchemistin“ Lauren Bowker und ihrem Unternehmen The Unseen hat Schwarzkopf Professional die Farben jetzt lanciert; es gibt sie direkt online oder in ausgewählten Salons. Sie werden einfach wie eine Stylingcreme aufgepinselt und sind auswaschbar. Komplexe Technik steckt nur in der Koloration, die Anwendung ist einfach.
Die Technologie kommt von Lauren Bowker. In Collaboration mit und dank der Haarfarben Expertise der Labore von SKP wurde daraus eine Haarfarbe und ein handelsfähiges Produkt.Bowker ist eine Pionierin, wenn es um Material, Transformation, aber auch Nachhaltigkeit geht. Den ersten Prototyp der transformierenden Haarfarbe entwickelte sie 2017, das YouTube-Video dazu ging viral mit mehr als 70 Millionen Views. Die 37-jährige Britin verknüpft Forschung und Kunst, flicht Nachhaltigkeit ein und stellt Beautyindustrie und Gesellschaft intelligente Innovationen vor, die auf allen Ebenen schöner machen können.
Wir treffen Lauren in ihrem Studio in East London, zu dem auch ein eigenes Labor gehört. Befreundete Make-up-Artists gehen hier genau wie Wissen- schaftler und Forscher ein und aus, ihr Büro in dem sonst Beton-coolen Headquarter wirkt wie ein Kurio- sitätenkabinett, gefüllt mit Kunst und Naturschätzen.
WAS IST DEINE VISION MIT DEINEM UNTER- NEHMEN THE UNSEEN?
Wir versuchen eine Bewegung ins Leben zu rufen, Austausch anzuregen. Es existiert wenig Innovatives in Sachen Farbe, ob in Beauty, Fashion oder Interior. Uns stellt sich die Frage: Wie schafft man wirklich etwas Neues, das uns alle repräsentiert? Wie sähe das aus? Dazu greifen wir auf die Wissenschaft zurück und kombinieren sie mit Design.
WOHER KOMMT DEINE NEUGIER?
Ich habe eine Wirbelsäulenerkrankung und fühle deshalb fast konstant Schmerzen. Als ich jünger war, fiel es mir schwer, das Schmerzlevel zu kommuni- zieren. Die Ärzte schlugen mir vor, die Intensität mit Zahlen auszudrücken, aber das hat auch nicht geholfen. Ich war besessen davon, ein System zu entwickeln, und fing an, mich mit Wissenschaft und gleichzeitig mit Design auseinanderzusetzen. Mich hat gefesselt, was man nicht sehen kann. Und das ist immer noch so: Alles, was ein bisschen unverständ- lich und absurd ist, Zellen, Ufos, Space, auch Geister, ziehen mich an. Auch Verschwörungstherorien. Das Unsichtbare eben, The Unseen. Dann fing ich an, meine Neugier zu stillen … Das mache ich jetzt seit 12 Jahren.
UND WIE KAM ES ZU DER KOMBINATION AUS WISSENSCHAFT UND DESIGN?
Das hängt auch mit der Krankheit zusammen. Begonnen habe ich mit dem Textildesign-Studium, dann wurde ich sehr krank. Als ich zurück an die Uni kam, kam es mir leer vor, bloß Stoffe zu kreieren. Ich habe mich gefragt, wie macht man Farben über- haupt, wie Stoffe? Und wie kann ich erreichen, dass ich mit oder über Textil kommunizieren kann? Dann bin ich in Richtung Chemie gegangen. Und bin dann wieder zurück zum Design, denn ich wollte immer etwas machen, das auf gewisse Art reagiert.
ES GEHT DIR OFFENSICHTLICH NICHT DARUM, PRODUKTE ZU ENTWICKELN, DIE EINFACH „ATTRAKTIVER“ MACHEN …
Nein, speziell bei Colour Alchemy ist es spielerischer und soll Freiheit geben. Wenn du Lust hast, wie ein Pfau auszusehen, probiere es doch!
WIRD AUCH WISSENSCHAFT DURCH SO EIN PRODUKT ATTRAKTIVER?
Das ist sie schon. Die letzten Jahre haben wir uns da drauf fokussiert, haben auf Daten und Forschung geguckt wie nie zuvor, vor allem mit Hoffnung, dass alles besser wird. Dieses Mindset wird sich auch im Konsum widerspiegeln.
GILT DAS AUCH FÜR DIE BEAUTYINDUSTRIE?
Ja, Kosmetik, die einen soliden, wissenschaftlichen Hintergrund hat, wird das Ding. Speziell für die jüngere Generation.
WIE WICHTIG SIND GROSSE UNTERNEHMEN, UM IDEEN WIE DEINE ZU REALISIEREN?
Schwarzkopf Professional hat uns geholfen, aus einer Vision ein Produkt zu machen, das dann tatsächlich im Laden steht. Das ist ein riesiger Schritt und macht es erst allen zugänglich. Glücklicherweise haben wir unser Labor hier, das ist essenziell und nicht so einfach zu etablieren: Der ganze Papierkram, das Wissen, die gesetzlichen Vorgaben sind nicht ohne. Das haben viele Start-ups nicht. Aber so können wir Neues probieren.
WAS DANN FEHLT, IST EINE GEWISSE MENGE, DIE STÜCKZAHLEN AN PRODUKTEN.
Ja, deshalb braucht es auch Lieferanten und Produ- zenten, aber die meisten entwickeln selbst keine Innovationen. Wir machen, was wir machen, weil wir etwas Cooles raushauen wollen und weil wir verändern möchten. Schwarzkopf Professional hat zwar auch die Zahlen im Kopf, aber auch eine Message. Ich glaube, unser Modell ist modern und eine ideale Synergie.
INWIEWEIT GERÄT DAS MIT DEINEM KÜNSTLERI- SCHEN ANSATZ ANEINANDER?
Kunst erreicht nur eine begrenzte Anzahl von Menschen, ich brauche schon ein Geschäftsmodell, das sich etwas ausdehnt, nur so kann ich wirklich etwas verändern. Kunst verändert vielleicht das Mindset, aber nicht die Geschäftswelt. Ich persön- lich brauche aber eben auch die Bedeutung. Deshalb war Haarfarbe auch gar nicht so leicht für mich.
INWIEFERN?
Ich dachte mir halt: Es ist eben nur eine Haar- farbe. Was soll das? Meine Therapeutin hat mir viel geholfen, sie sagte: Aber wenn ein Mädchen mit der Haarfarbe zur Schule kommt und die Coolste an dem Tag ist und vielleicht anfängt, sich für Schmetterlinge oder Pfauen zu interessieren, und nachforscht, ist das nicht großartig?
ES MACHT VIELLEICHT GLÜCKLICHER FÜR EINEN MOMENT, DAS IST AUCH KOSTBAR.
Natürlich, mehr Glück, weniger Aggression – diese Macht hat Beauty. Und die Transformation ist auch nicht immer nur optisch.
AUCH IDENTIFIKATION?
Absolut, wir wollen doch alle einem Stamm ange- hören. Aber ich kann auch sagen: Die jungen Gen Zs sind definitiv mutig und expressiv.
HAST DU AUCH SCHON AN DEM THEMA DUFT GEARBEITET?
Ich hatte da schon eine Kooperation, dabei ging es darum, wie ich Emotionen mit Duft verbinde. Das ist ein sehr komplexes Gebiet, die einzig körper- liche Reaktion auf Geruch sind die Veränderung und Bewegung der Pupillen. Wir haben Räume beduftet, mit Sensoren die Bewegungen der Pupillen getrackt und entsprechend die Farben des Raums geändert. Ehrlich gesagt, das war etwas oldschool. Ich überlege jetzt eher: Wie ist der Duft der Zukunft? Wenn ich etwas mit Parfüm mache, muss es neu sein.
WAS HÄTTEST DU IN DER ZUKUNFT GERNE IN DEINEM PORTFOLIO?
Wir haben einiges in der Pipeline für die nächsten fünf Jahre, für Duft brauche ich noch mehr Zeit. Ich war in einer Ausstellung neulich, da ging es unter anderem darum, wie der Mond riechen könnte. Ich habe auch schon mal darüber geschrieben, wie Farben auf dem Mars wären, die Wellenlänge von Licht ist da ja anders und die Atmosphäre auch. Wenn wir also Beauty für das Leben auf dem Mars machen, wir sähe die dann aus?
FIN