Drag Race, lieben wir

 

Shirin David, die Youtuberin-Turned-Starrapperin hat eine riesige Fanbase, musste in ihrer Karriere aber schon einiges an Kritik einstecken. Ihre Erfahrungen im Showbiz nutzt sie jetzt zur Unterstützung aufsteigender Talente als Gastjurorin in der ersten Folge von „Drag Race Germany“. Die US-amerikanische Erfolgsshow begleitet in ihrem neuen deutschen Ableger 11 Teilnehmende beim Kampf in den Drag Queen Olymp.

Im TUSH-Interview sprechen wir mit Shirin über das, was in der Drag-Welt zählt: Style, Entertainment und den Umgang mit Kritik im Rampenlicht.

Dein frisch gelaunchter Podcast „DirTea Talk“ startet mit einem Fitcheck. Deswegen: Was trägst du während unseres Interviews?
Ich sitze gerade inmitten der Pause meiner Tourproben und entspanne mich mit einem glutenfreien Hafer Cappuccino in einer schwarzen, oversized Jogginghose von Urban Outfitters, einem schwarzen, engen Skims Top und ein Paar schwarz/roten 13er Jordans, die ich vor 9 Jahren auf Kleiderkreisel geschossen habe.

Auf was achtest du bei deinem eigenen Style, Hair & Make-Up in der Rolle als Gastjurorin bei „Drag Race Germany“ besonders?
„Fotzig“ und „campy“ sind meine Stichwörter. Drag ist eine großartige Inspiration, vor allem im Bereich Fashion für mich. Es ist schön in Deutschland an einen Ort zu kommen, an dem Mode geliebt und gelebt wird. Ich liebe es wiederum einen Look zu teilen und über jedes Detail mit Menschen zu sprechen, die die Referenzen nachvollziehen und verstehen können. Natürlich bemühe ich mich darum, an genau so einem Ort absolut zu glänzen und Looks auszupacken, die in anderen deutschen TV-Formaten eher untergehen bzw. nicht verstanden werden.

Shirins Look mit Fake-Fur-Hut als Gastjurorin bei "Drag Race Germany" (via Instagram @shirindavid)

Und auf was achtest du bei dem Style der Teilnehmenden vor allem?
Ich achte auf Details. Im Detail liegt die Perfektion in meinen Augen. Nichts muss teuer sein und ich lebe für einen guten Crafty Moment z.B. durch eine selbstgemachte Kette oder eine tolle Brosche, die auf die Spitze eines Pumps geklebt worden ist. Ich mag es zu sehen, dass sich jemand wirklich Gedanken zu einem Look gemacht hat und seine persönlichen Einflüsse mit einarbeitet, z.B durch die eigene Kultur.

Was liebst du so sehr an Drag Queens?
Drag ist die ultimative Allround-Kultur. Du musst entertainen, performen, nähen, singen und tanzen können, der/die Creative sein, dich stylen, dich unfassbar schminken, dein Wig Game muss fire sein und das Wichtigste: Du brauchst eine ordentliche Portion Witz und Schlagfertigkeit. Es gibt keine andere Kultur, die so divers und vielfältig ist wie die Dragkultur und gleichzeitig von außerhalb so dermaßen unterschätzt wird. Die Leute lassen sich durch die auffälligen Looks blenden und schauen – wie fast immer – nur oberflächlich darauf. Dabei übersehen sie aber: Was viele Drag Queens bieten, können nur die wenigsten anderen bekannten und erfolgreichen Künstler*innen.

"Drag Race Germany" ist ab sofort exklusiv bei Paramount+ in Deutschland, der Schweiz und Österreich verfügbar.

Du bist nicht nur bei „Drag Race Germany“ als Judge zu sehen, sondern bald auch bei „The Voice“. So unterschiedlich die beiden Shows und damit auch die Talents sind: Was haben alle gemeinsam?
Die meisten von uns Künstler*innen und Talenten sind Außenseiter*innen in den jeweiligen Welten und drücken sich durch ihre Kunst aus. Sie möchten gesehen und gehört werden und vor allem eins: besser werden.

Wie unterschiedlich hast du dich auf die jeweiligen Shows vorbereitet?
Beide Shows verfolge ich selbst privat, daher bin ich mit ihren Abläufen vertraut. Dennoch habe ich mich vor allem damit beschäftigt, herauszufinden, was mir selbst eigentlich wichtig ist bei einem rohen Talent wie bei „The Voice“ oder bei einer Queen bei „Drag Race Germany“. Mir war es wichtig, meine ganz eigenen Einflüsse mitgeben und meine Erfahrungen teilen zu können. Denn die Erfahrungen der letzten 9 Jahre meiner Karriere hätte ich in keiner Schule und in keinem Studium erlernen können. Und genau dies möchte ich mit den Teilnehmenden teilen.

Deine Message an alle, die noch nicht bei „Drag Race Germany“ eingeschaltet haben: Warum sollten sie unbedingt einschalten?
Weil keine Show in Deutschland so viel Entertainment und Unterhaltung bieten kann wie „Drag Race Germany“. Zudem ist der Drag unfassbar und auf internationalem Level.

Judgy sein wird negativ angesehen. Inwiefern kann judgen auch gut sein?
Jemanden zu judgen und jemanden professionell zu bewerten sind zwei verschiedene Dinge. Zu judgen bedeutet für mich, über jemanden oberflächlich zu urteilen, während das Bewerten hingegen aufrichtige Kritik von einem Profi beinhalten muss, durch die sich das Talent wiederum verbessern kann. In meiner Rolle als Jurorin und Coachin habe ich eine große Verantwortung gegenüber den Teilnehmenden und dieser bin ich mir sehr bewusst, bei jedem Wort, welches ich an sie wende. Ich bin sehr ehrlich, empathisch und kann mich schnell in die individuelle Gedankenwelt einfühlen, weil ich auch genau wie sie am Anfang stand und ganz genau weiß, wie einsam sich das anfühlen kann. Manchmal benötigt man einen Blickwinkel von außen und ohne meine Mutter zum Beispiel hätte ich einige Dinge übersehen. Kritik hilft, um sich zu korrigieren und neue Blickwinkel auf sich selbst zu legen, denn nur mit dem täglichen Lernen kann man eine bessere Version von sich selbst und seiner Kunst werden.

Dein Aussehen wird regelmäßig, vor allem auf Social Media, be- und oft auch verurteilt. Inwiefern hat das deine Art dich visuell auszudrücken verändert?
Das Be- und Verurteilen hat mich vor allem frecher werden lassen, ganz nach dem Motto „Jetzt erst recht“. Es ist oft meine Motivation noch einen draufzusetzen, damit sich einige noch mehr darüber aufregen. Es macht mir Spaß zu sehen, wenn Leute wegen meines Aussehens die Fassung verlieren.

Zum Schluss ein Blick auf eines deiner weiteren großen Projekte: Was erwartet Fans auf deiner kommenden Live Tour?
Das ist aktuell eine große Baustelle für mich. Ich muss lernen eine Live-Künstlerin zu werden, während meine Arbeit als Studio-Künstlerin begonnen hat. Ich habe leider kaum Möglichkeiten, Fehler zu machen, obwohl genau Fehler das einzige sind, wodurch man lernt besser zu werden und zu wachsen. Durch die großen Hallen und die vielen verkauften Tickets ist der Druck enorm. Ich möchte meiner Community eine tolle Zeit schenken und einen Safe Space schaffen, um die eigenen Probleme für 90 Minuten zu vergessen. Es wird einige Motivationsreden geben, da ich als YouTuberin angefangen habe und mir damals so meine großartige Community aufgebaut habe. Ich wünsche mir, dass jede/r einzelne Besucher*in anschließend mit einem selbstbewussteren und besseren Gefühl die Arena verlässt.

[Fotos]
PR & Instagram @shirindavid
[Text & Interview]
Kristin Roloff
September 14, 2023
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