Versteckst du dich gerade in deinem Ankleidezimmer, während wir sprechen?
Gut möglich… Ich habe zwei Babys. Sie würden nach Mama rufen. Mama muss arbeiten.
Verständlich, schließlich hat Mama vor Kurzem ihr Solodebüt gestartet. Wie fühlt sich dieser Schritt in deiner Karriere an?
Es ist so eine große Veränderung für mich. Es fühlt sich gut an, und es fühlt sich richtig an. Ich glaube, ich hatte wirklich Angst, dass es das nicht tun würde. Ich war etwa elf, zwölf Jahre lang Teil einer Einheit, also ist der plötzliche Schritt weg von der Gruppe enorm. Ich denke, ich kann es mit der Zeit leichter nehmen und genieße jede Sekunde davon.
Was waren deine Bedenken?
Ich glaube, ich hatte vielleicht Angst davor, Mixer zu verlieren. Ich wusste nicht, wie meine Musik oder ich selbst ankommen würden. Aber was ich versucht habe, mir bewusst zu machen ist, dass es wirklich nur darauf ankommt, dass man es mit Liebe und Leidenschaft tut. Letztlich gelang es mir, diese destruktiven Gedanken loszulassen. Sie haben nichts mit meiner Kunst zu tun.
Dein erster Solo-Track „Don’t Say Love“ handelt auch von der ständigen Überprüfung, der Beurteilung von außen, der wir ausgesetzt sind?
Ja, also wortwörtlich „Don’t Say Love“, wenn es nicht das ist, was du anstrebst. Sag nur Ja, wenn du es auch wirklich meinst, so in der Art. Ich will keine halbherzige Liebe. Es geht um den Wunsch, geliebt zu werden. Aber auch darum, sich nicht um die Bestätigung von außen zu bemühen, denn Bestätigung bedeutet in Wirklich- keit nichts. Am Ende des Tages geht es um die Liebe, die man für sich selbst hat.
Wie praktizierst du diese Selbstliebe?
Ich genieße ruhige Tage nur für mich. Ob das nun ein Wellness-Tag ist, oder ob ich mir einfach eine Gesichtsmaske auflege und fernsehe – sei es „Love Island“, „Drag Race“ oder eine andere meiner Lieblingsserien. Seit über zehn Jahren war in meinem Leben immer viel Trubel. Manchmal möchte ich einfach abschalten und mein Zen finden.
Du warst Mitglied in der weltweit erfolgreichsten Girl-Band; eure Erfolge wurden oft mit Ikonen wie den Spice Girls verglichen. Was bedeutete es, in diesem Umfeld aufzuwachsen?
Ich bin einfach so dankbar für die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich habe so viel gelernt, dass ich das jetzt auf meine Solokarriere anwenden kann. Aber was ich am meisten mitnehme, ist einfach der Spaß, den wir in dieser Schwesternschaft hatten. Es hat sich nie wie Arbeit angefühlt.
Was waren oder sind vielleicht immer noch Hindernisse, auf die du während der Verwirklichung deiner Solokarriere gestoßen bist?
Ich habe das Gefühl, dass die Tatsache, dass sich jetzt alles um mich dreht und es meine Show ist, eine tolle Sache ist, aber damit kommen auch Herausforderungen, und es gibt einfach so viel zu bedenken. Ich habe definitiv das Gefühl, dass es viel mehr Druck gibt, aber ich versuche, mich ein bisschen zu entspannen. Eigentlich will ich es nur genießen. Dabei ist das mit dem Entspannen leichter gesagt als getan. Ich muss mir das immer wieder vor Augen halten. Es ist etwas ganz anderes, wenn keine anderen Hände mehr da sind, die Halt geben. Zum Beispiel wenn etwas nicht gut läuft. Es fällt alles auf eine Person zurück, und ich bin eben nicht mehr in der Obhut einer Gruppe als solche. Ja, es ist definitiv der Druck. Ergibt das Sinn?
Ja, das tut es. Was hast du daraus für dich gewonnen?
Auch wenn ich das Gefühl habe, dass der Druck größer ist, so liegt auch die Entscheidungskraft mehr bei mir. Ich muss keine Kompromisse mehr eingehen. Ich kann meine eigene Show abziehen, und das ist das Befreiendste überhaupt. Es wird Höhen und Tiefen geben und mit Vor- und Nachteilen einhergehen, aber letztendlich fühlt es sich richtig an.
Ich habe mal gehört, dass man, um intime Musik zu machen, das Schreiben fast wie eine Therapie angehen muss. Ist das wahr?
Auf jeden Fall. Ganz am Anfang musste ich in all diese verschiedenen „Räume“, wo ich auf die unterschiedlichsten Leute traf, um ihnen meine tiefsten, dunkelsten Geheimnisse zu erzählen. All diese Dinge, die ich nicht unbedingt näher erläutern möchte. Aber gleichzeitig möchte ich, dass sich alles, was ich tue, persönlich anfühlt, ich möchte, dass man es nachempfinden kann. Und ich habe die Entschei- dung getroffen, dass ich mit diesem Album so offen wie möglich sein und überall diese Themen sprechen möchte. Ich wusste also, dass es etwas war, das ich tun musste. Aber mit der Zeit wurde es einfacher, weil ich meine kleine Familie gefunden habe, meine Schreibfamilie, und jetzt kann ich eben in diese verschiedenen Räume reingehen und ihnen einfach alles erzählen und mich dabei wohl fühlen. Aber ja, am Anfang ist es wirklich seltsam, das zu tun. Den Leuten einfach zu erzählen, was mir alles widerfahren ist, ohne sie zu kennen.