„Es ist wichtig, eine Aussage zu haben, davon lebt die Kunst. Wenn mich jemand fragt, was es braucht, um ein guter Rapper zu sein, sage ich, dass es wichtig ist, etwas erzählen oder sagen zu können. Es geht nicht darum, wie du klingst oder wie du aussiehst, sondern dass du etwas Wichtiges zu sagen hast.“ Mit 22 Jahren hat Benjamin Coyle Larner – wie er „bürgerlich“ heißt – bereits eine Menge davon auf Lager. Geboren im Londoner Süden, wächst er mit seiner Mutter Jean, einer Lehrerin für Kinder mit Lernschwierigkeiten, dem jüngeren Bruder Ryan und Stiefvater Steven in Crydon auf. Sein leiblicher Vater, der aus Guyana stammt, verlässt die Familie früh. Das erste Gedicht schreibt Ben, als er sieben ist. Es handelt von seinem besten Freund, der, ebenfalls sieben Jahre alt, an Leukämie erkrankt und stirbt. Ermutigt von seiner Lehrerin, die ihn das Gedicht vor der gesamten Klasse vortragen lässt, macht er weiter. Wie besessen. Schreibt und schreibt. Immer, überall, auf allem, was ihm in die Finger kommt. Die Poesie trifft seinen Nerv, vor allem die des Dichters Benjamin Zephaniah. Zephaniahs Mission ist es, Poesie überall dorthin zu bringen, wo die Leute keine Bücher lesen, seine Lesungen erinnern an Konzerte. Heute streut Loyle Carner bei seinen Auftritten immer wieder Gedichte ein. Ausgerechnet in der Sprache findet er, dem früh Legasthenie attestiert wird, Zuflucht, Trost und Kraft, übt sich dazu auf dem Schulhof in Rap-Battles. Tatsächlich entstammt auch sein Künstlername Loyle Carner einem Buchstabendreher seiner eigenen Aussprache, „a happy accident“. Sporadischen Auftritten hier und da folgt der erste offizielle Gig 2012 in Dublin, als Support von MF Doom. Doch der Rap steht für ihn erst an zweiter Stelle. Es ist die Schauspielerei, die ihn noch stärker fasziniert, seit er mit 13 eine Minirolle im Roland-Emmerich-Film „10.000 B.C.“ spielte. Nach dem Schulabschluss absolviert er Kurse an der BRIT School für darstellende Künste und Technologie in London. Alma Mater unter anderem von Adele und Jessie J. Schließlich bekommt er eins der begehrten Stipendien für das renommierte Drama Centre London. Der Februar des Jahres 2014 verändert jedoch alles. Sein Stiefvater Steven, den er liebt und verehrt, stirbt an den Folgen eines epileptischen Anfalls.