Was macht deine Kreationen aus?
Ich arbeite an der Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Ich habe Mode studiert, habe aber für meine Master Abschluss Arbeit an einer Video-Installation und Textilskulpturen gearbeitet. Mein Thema ist die Motorradkultur in Vietnam, vor allem die weiblichen Motorradfahrerinnen und ihre Bekleidung. Sonnenschutz-Bekleidung habe ich dekonstruiert. Dazu ist noch eine Kollektion entstanden, die ebenfalls auf der Motorrad-Form basiert.
Inwiefern denkst du, kann Mode Kunst sein?
Ich glaube, dass viele Mode als das Produkt am Ende sehen, aber gar nicht verstehen oder erkennen, wie viel Prozess, wie viel Handarbeit dahintersteckt. Ich habe viel mit Silikon gearbeitet, habe viele Textilien ausprobiert. Mode ist sehr interdisziplinär und ich glaube, in Zukunft denken viele nicht mehr an klassische Kollektionen. Es geht eher in Richtung Kollaborationen mit anderen Künstlern und z.B. Verknüpfung zu Video, was ich auch in vielen anderen studentischen Arbeiten gesehen habe.
Denkst du, es hat auch damit zu tun, dass man der Mode ein bisschen mehr Bedeutung geben möchte, als nur Konsum-Objekt?
Auf jeden Fall. Man möchte Mode in eine Art Kontext bringen. Es hat viel mit Recherche zu tun, meine Arbeit zum Beispiel hat etwas sehr Persönliches. Mir ist es wichtig, dass Mode durchdacht ist. Dass man am Ende nicht nur das Produkt am Körper trägt, sondern, dass es einen Bezug zu politischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen hat.
Wie ein Objekt zur Kommunikation, das aber eben nicht nur belegt „ja ich bin sexy“, sondern eine Message verbreitet: „Das ist meine Haltung“.
Genau. Gerade das finde ich spannend, dass Mode nicht nur am Körper ist. Ich habe versucht nicht nur am Menschen, sondern auch an anderen Objekten zu arbeiten, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.
Welche Veränderungen wünschst du dir für die Modeindustrie?
Was mir wichtig wäre ist, dass sich das System, das vorgibt, mehrere Kollektionen rausbringen zu müssen, verändert. Jeder soll für sich selber entscheiden „wann bin ich bereit?“. Jeder soll eine Kollektion lancieren können, die durchdacht ist, die fertig ist. Das ist nicht den Künstlern und Designern geschuldet. Es ist das gesamte kapitalistische System. Ich wünsche mir für den Künstler und für den Endkonsumenten, dass sich dieses System in Zukunft verändern wird. Allerdings ist es sehr komplex.
Du arbeitest ja bereits daran, indem du deine Vision anschaulich machst. Ist es auch deine Vision als Designerin, eine Haltung zu transportieren und in der Mode mehr wie ein Künstler arbeiten zu können?
Es ist auf jeden Fall meine Vision. Ich finde es auch schön, wenn Designer schöne Produkte kreieren, die man tragen kann, meine Intention ist es allerdings, eher ins Künstlerische zu gehen. Auch Kollaborationen und Zusammenarbeiten mit anderen Modedesignerinnen kann ich mir vorstellen.
Wie siehst du Berlin als Fashion-Stadt?
Es gibt definitiv sehr viel Potential. Ich finde viele Arbeiten, die hier entstehen, spannend. Es ist aber natürlich nicht vergleichbar mit anderen Mode-Städten, wie Paris oder New York, dennoch ist es für mich perfekt. Ich bin hier auch nicht abhängig von einem großen Mode-Label.
Es gibt nicht den Druck, kommerziell sein zu müssen.
Ganz genau.