Hallelujah

Naga Hills by David Bailey

David Bailey erreicht in den 60er Jahren als einer der ersten Fotografen Popstar-Status und fotografiert Größen wie Twiggy, Mick Jagger und David Bowie. Es ist die Zeit des Swinging Londons. Rund 10.000 km entfernt dringen christliche Missionare in das Land der Naga Hills ein und eine traditionsreiche Kultur sieht ihrem Untergang entgegen.

Bailey, der durch die Gedichte des Schriftstellers Ray Kipling auf die Naga Hills aufmerksam wird, will schon lange das Grenzgebiet zwischen Indien und Burma bereisen. Im Jahr 2012 bekommt er die Erlaubnis und macht sich auf den Weg. Es ist die dunkle Seite der Naga Hills, die ihn beschäftigt – die Geschichte der Kopfjagd. Mit dem Eindringen der Missionare haben sich die Menschen und deren Kultur stark verändert, sodass Bailey das von Kipling bedichtete Land völlig verändert vorfindet. Das Buch Bailey’s Naga Hills, letztes Jahr im Steidl Verlag erschienen, dokumentiert diese Reise.

Bailey's Naga Hills published by Steidl 2017

Die Region der Naga Hills gehört heute zu der größten christlich-evangelischen Gemeinde in Süd-Asien. Mit den Missionaren kommt auch das Verbot von Tätowierungen und Schmuck, die einst große Symbolkraft für die Völker hatten. Die Überlieferung alter Lieder und Gedichte gehört der Vergangenheit an. Die Fotos die Bailey macht, zeigen wie westlich die Bewohner der Naga Hills mittlerweile sind: Busy Dads halten ihre in Wickeltücher gebundenen Kinder, eine Reklame kündigt einen lokalen Talent-Wettbewerb an. Die Kluft zwischen neuer und alter Lebensart ist sicht- und spürbar. Keine Spur von denen, die Bailey eigentlich fotografieren wollte: den Kopfjägern.

The busy dads, Bara Basti, Kohima © 2017 David Bailey

Die letzten Seiten des Buches zeigen schwarz-weiß Aufnahmen der Stammesältesten: Schwarz-weiß Aufnahmen von gezeichneten Gesichtern, tätowierten Körpern und durchlöcherten Ohrläppchen. Bailey schafft es ihre Augen sprechen zu lassen. Es sind die Portraits der letzten Kopfjäger, die er nach einer langen Reise durch die Naga Hills doch noch gefunden hat. Dazu gehört auch die Geschichte des Häuptlings Chen-O Khuzuthrupa. Bevor der als Mann galt, musste er den abgeschlagenen Kopf des Feindes nach Hause bringen. Erst dann konnte sich Khuzuthrupa eine Frau aussuchen. Sie war die Liebe seines Lebens, darf ihren Kopf aber nur ein Jahr lang behalten. Der Häuptling hatte seitdem drei Frauen – die Erste wird er nie vergessen: „I still hope to see her in another life – Hallelujah!“.

Kaitha, Longwa village, Nagaland © 2017 David Bailey
Tattoos, village elder, Mon district © 2017 David Bailey

Book published by Steidl 2017.

[Text]
Amelie Roth
[Foto]
The Naga Hills at the India-Myanmar border © 2017 David Bailey
Januar 4, 2018
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