BALMAIN, 2022

KÖRPERSPRACHE - FILIP CUSTIC BILDET SICH NACH ALLEN REGELN DER KUNST

PAISAJE MENTAL, 2018
ÁRBOL GENEALÓGICO, 2022

HOMO-?, 2019

Wer bin ich? Wer sind wir? Das fragt sich Filip Ćustić seit nun fast 10 Jahren. 1993 in Santa Cruz de Tenerife geboren, lebt und arbeitet der junge Künstler heute in Madrid. Seine multidisziplinären Werke vereinen Handwerk mit Technik und Digitalem. Social Media verhalf ihm zu einem großen Publikum; nach Ausstellungen in Madrid, Barcelona und bei Colette in Paris wird seine Kunst heute auch in den Museen von Manchester, Leipzig und New York präsentiert.

HOMO-?, 2019

BOLSO DE PANTALLA 2345, 2022

BOLSO DE PANTALLA 2345, 2022
PI(X)EL INTERACTIVE SCULPTURE 2022
UNBOXING PI(X)EL PERFORMANCE. ESPASIO SOLO MUSEUM (MADRID, SPAIN), 2022

ICH FOLGE DIR NUN SCHON SEIT EIN PAAR JAHREN AUF INSTAGRAM. GLAUBST DU, DASS ES HEUTE EINFACHER IST, ALS KÜNSTLER ENTDECKT ZU WERDEN?

Es hat sich nur das Spielfeld geändert. Als ich anfing vor 10 Jahren, waren Socials noch nicht ganz so groß. Das war ein guter Moment für mich. Es ist seither einfacher geworden, ein großes Publikum zu erreichen. Aber ein treues Publikum aufzubauen, bei all der Kreativität im Netz, ist schwierig. Ich denke sogar, der Druck heute ist größer als früher: Es reicht nicht mehr, ein paar Werke im Jahr zu veröffentlichen, man muss wöchentlich, täglich liefern.

EIN GROSSER TEIL DEINER KUNST DREHT SICH UM SELFIES UND DIE BILDBESESSENHEIT UNSERER ZEIT. BIST DU AUCH BESESSEN VON DIR SELBST?

Wir leben in einer Ära der Egos und der Selbstliebe. Wir sind alle sehr narzisstisch. Ich frage mich ständig, warum ich Dinge tue, wer ich bin und wer ich sein werde. Ich will mich verstehen. Existenzialismus ist das Thema, das mich derzeit am meisten interessiert – und die Technologie. Denn Technologie, Erfindungen von Menschen spiegeln den Willen der Menschen, Gott zu spielen. Das haben Erfinder und Künstler gemeinsam, sie spielen Gott. Menschen werden mit der Technik immer weiter verschmelzen. Bis wir erkennen, dass wir auch die Natur mit dieser Symbiose in Einklang bringen müssen. Wir müssen unsere Umwelt noch mehr verstehen lernen, unseren Planeten und was ihn umgibt.

MENSCH, NATUR, WELTRAUM … WORAUF SOLLTE SICH DIE MENSCHHEIT KONZENTRIEREN?

Der Fokus der Menschen liegt gerade vor allem auf Konsum, Kaufen und Verkaufen. Es dreht sich alles ums Geld. Wir sollten uns wieder auf uns selbst konzentrieren, unsere weitere Entwicklung als Gemeinschaft. Wir sind gerade hypnotisiert und abgelenkt. Es wird schwer, da gemeinsam auszubrechen.

BESESSEN VOM EIGENEN BILD UND TROTZDEM PSYCHISCH GESUND. WAS TUST DU FÜR DICH?

Für die psychische Gesundheit ist es sehr wichtig, sich das ganze Leben immer wieder zu fragen: Wer bin ich eigentlich? Und das schreibe ich dann auf – die Antwort ist jedes Mal eine andere. Denn nicht in jedem Kapitel unseres Lebens sind wir dieselbe Person. So finde ich heraus, was ich in Zukunft ändern muss, um mich selbst als Mensch weiterzuentwickeln. Also, Selbstreflexion. Und davon eine Menge.

WAS MÖCHTEST DU MIT DEINER ARBEIT IN DER WELT VERÄNDERN?

Menschen sollen durch meine Kunst neue Seherfahrungen erleben. Damit sie ihren Geist öffnen und lernen, über ihren Tellerrand hinauszuschauen. Ich möchte Dinge schaffen, die noch nie zuvor da gewesen sind, damit wir alle aus dem Programm Mensch ausbrechen können.

WAS WAR DAS BESTE ODER DENKWÜRDIGSTE KOMPLIMENT, DAS DIR JEMAND FÜR DEINE ARBEIT ALS KÜNSTLER GEMACHT HAT?

Es bedeutet mir viel, wenn sich jemand die Zeit nimmt, meine Arbeiten einige Minuten zu studieren, und wirklich darüber nachdenkt. Und versucht zu verstehen, was ich ausdrücken will. Ich schätze es sehr, wenn sich jemand Mühe gibt. Negative Kritik interessiert mich nicht wirklich. Die gibt es natürlich, viel sogar. Immer, wenn ich etwas Neues poste. Aber die ist mir egal. Denn der schlimmste Kritiker bin ich selbst. Ich bin mein einziger Feind; wenn ich anfange, über mein Schaffen nachzudenken, dann ist das schlecht. Daher ziehe ich es vor, einfach zu arbeiten.

ALS KÜNSTLER GEFRAGT: WAS BRAUCHT DIE WELT GERADE JETZT?

Heutzutage gibt es viele schlechte Nachrichten, ich meine, das war schon immer so, aber jetzt haben wir viel mehr Informationen, das schadet unserer Psyche. Künstler sollten Dinge schaffen, die den Menschen Hoffnung geben! Mehr Hoffnung auf die Zukunft. Und neue Dinge schaffen, neue Kunstformate, nicht nur eine bemalte Leinwand.

NEBEN DER HOFFNUNG IST KUNST AUCH EINE FORM DER KRITIK. WAS KRITISIERST DU?

Ich spiele mit dem System, in dem wir leben. Dem System, dass wir erfunden haben, um diese Realität auszuhalten. Ich beobachte es genau und möchte zeigen, wie absurd das alles eigentlich ist.

COLECIÓN SOLO

Interview SIMON RIEPE

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