Inwiefern spiegeln deine Portraits den Zeitgeist wider?
Ich fotografiere seit 25 Jahren und ich könnte nicht dankbarer sein, dass ich immer noch Aufträge bekomme, bei denen ich meinem Stil treu bleiben kann. Ich habe es nie abgesehen, dass die Portraits eine solche Langzeitwirkung haben würden. Ich hoffe, dass man sich die Fotos in 50 Jahren anguckt, und sie einem immer noch modern vorkommen.
Die Portraits sind sehr reduziert. Sie müssen nicht Trend sein.
Momentan fotografieren viele Fotografen in sehr extremen Farben: ganz rote Portraits und ganz grüne Highlights, die Schatten sind dann plötzlich blau. Dies war auch modern, als ich in den 90er Jahren anfing, bis es sich dann wieder verloren hat. Jetzt kommen die knalligen Farben wieder.
Hattest du mal das Gefühl du müsstest etwas völlig anderes machen?
Ich habe viele verschiedene Fotos, Close-Ups sind auch nur ein Teil meiner Arbeit. Ich habe mit einer 8×10 Inch Kamera 66 professionelle Bodybuilderinnen fotografiert, ich arbeite gerade an einer Serie mit Drag Queens, und es gibt natürlich meine konzeptionellen Portraits, die mehr Ideen-getrieben sind.
Meine Portraits haben mit den anderen Fotos visuell gar nicht so viel zu tun. Aber genau das macht es für mich spannend. Diese Unterschiede, die Diversity.
Wie hat sich die aktuelle Situation auf deine Fotografie oder auf deine Vision als Fotograf ausgewirkt. Klar, du fotografierst auch Menschen mit Masken, aber hast sich dein Mindset oder deine Herangehensweise in gewisser Weise verändert?
Es hat sich sehr viel verändert. Plötzlich wurden alle Jobs abgesagt, was natürlich die erste große Veränderung war. Dann habe ich angefangen mit kleineren Teams zu fotografieren sowie draußen zu fotografieren. Jetzt sehen wir wie es weiter geht.
Hast du auch einen Unterschied in den Menschen gesehen? Wenn man so viel fotografiert und so viele unterschiedliche Charaktere vor der Linse hatte, hat man sicherlich ein Gespür für Stimmung…
Ich habe das Gefühl, dass viele Leute noch einsamer als vorher sind, weil sie jetzt wirklich nur noch den ganzen Tag am Computer oder am Telefon hängen. Es gibt weniger Möglichkeiten zur Kommunikation. Und ich spüre auch Angst. Die hat sich mittlerweile ein wenig gelegt, anfangs war sie enorm. Das führt natürlich auch zu einer gewissen Anspannung und Nervosität. Aber ich habe das Gefühl, jetzt geht ein wenig bergauf.